Ein ganzes Tal ist durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschlossen. Auf abenteuerlichen Wegen rettet sich ein kleiner Vogel in eine sichere Scheune. Ein Jahr lang begleiten wir den winzigen Vogel: beim erfolgreichen Überstehen des eiskalten Winters, bei der Suche nach einem Gefährten und der Gründung einer Familie.„Von Anfang an wird man mitgezogen vom unwiderstehlichen Erzählstrom dieses wundervollen Romans, der wirklich zum Schönsten gehört, was ich je gelesen habe.“ Quint Buchholz
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.1998Vogelherzklopfen
Spannend, kundig und poetisch: Nigel Hintons Naturroman
Der heilige Franziskus konnte mit den Tieren reden. Nigel Hinton ist Verhaltensforscher; er versteht zumindest die Körpersprache der Tiere und weiß sie so übersetzen, daß wir gespannt teilnehmen können am Leben einer Heckenbraunelle. Was das ist? Ein scheuer, spatzenähnlicher Vogel, der in England heimisch ist. Dort, im lieblichen Tal der von Hecken gegliederten Hügellandschaft, beobachtet Hinton kundig und geduldig die Tierwelt. Und wir werden mit hineingezogen in dieses Naturrevier mit seinen verborgenen Schönheiten und tagtäglichen Überlebenskämpfen.
Ein, zwei Jahre, viel länger währt das Leben eines Braunellenweibchens nicht. Zu groß ist die Gefahr, von Raubvögeln, Ratten oder anderen Feinden gefressen zu werden. Am schlimmsten ist der Winter, wenn eine geschlossene Schneedecke die Futterquellen versiegelt und die Kälte das Blut gefrieren läßt, so daß kleine Vögel tot von den Zweigen fallen.
Gleich zu Anfang beschreibt Hinton eine solche Katastrophe. Ein Schneesturm begräbt das Tal und macht auch den Menschen in den einsamen Höfen zu schaffen. Aber Hintons winzige braune Heldin hat Glück: Ein Artgenosse rettet sie, er lockt sie mit seiner vertrauten Stimme in eine Scheune. Geschützt und mit Grassamen reichlich versorgt, überwintert das Pärchen dort und kann sich im Frühjahr dem Liebesspiel, dem Nestbau, dem Brutgeschäft und der mühsamen Aufzucht seiner Nachkommen widmen.
Nigel Hinton setzt die Tradition berühmter angelsächsischer Tierschriftsteller wie Ernst Thomson Seton fort, doch er bleibt Naturforscher, er romantisiert nicht. Die Einteilung in Gut und Böse, Tapfer und Feige, Klug oder Dumm vermeidet er. Sein Braunellenweibchen sehnt sich zwar nach und empfindet auch so etwas wie Glück, wenn es an einem warmen Sommerabend dem Gefährten folgt und über den Fluß fliegt, doch schon Trauer ist ihm fremd. Hinton bleibt Realist. Sein Braunellenpärchen ist ein paar Tage lang verstört, als sein Gelege in der Hecke von einem rangierenden Laster auf die Erde geschleudert und zermalmt wird. Dann beginnt es erneut, ein Nest zu bauen. Der zweite Fortpflanzungsversuch endet kaum weniger dramatisch: Die Braunelle hat außer den eigenen Nestlingen einen Riesen zu füttern, einen Kuckuck, der die schwächeren Küken bis auf eines verdrängt und zu Tode hackt.
Kampf auf Leben und Tod, aber auch Frieden und eine wunderbare Seligkeit herrschen "Im Herzen des Tals". Wir lernen, mit den aufmerksamen Augen des Forschers fast andächtig wahrzunehmen und teilzunehmen, was dort im Kleinen vor sich geht. Nigel Hinton beschreibt es behutsam in einer poetischen Sprache, ohne jeden belehrenden Tonfall. MARIA FRISÉ
Nigel Hinton: "Im Herzen des Tals". Aus dem Englischen von Hilde Linnert. Hanser Verlag, München 1998. 288 S., geb., 30,- DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Spannend, kundig und poetisch: Nigel Hintons Naturroman
Der heilige Franziskus konnte mit den Tieren reden. Nigel Hinton ist Verhaltensforscher; er versteht zumindest die Körpersprache der Tiere und weiß sie so übersetzen, daß wir gespannt teilnehmen können am Leben einer Heckenbraunelle. Was das ist? Ein scheuer, spatzenähnlicher Vogel, der in England heimisch ist. Dort, im lieblichen Tal der von Hecken gegliederten Hügellandschaft, beobachtet Hinton kundig und geduldig die Tierwelt. Und wir werden mit hineingezogen in dieses Naturrevier mit seinen verborgenen Schönheiten und tagtäglichen Überlebenskämpfen.
Ein, zwei Jahre, viel länger währt das Leben eines Braunellenweibchens nicht. Zu groß ist die Gefahr, von Raubvögeln, Ratten oder anderen Feinden gefressen zu werden. Am schlimmsten ist der Winter, wenn eine geschlossene Schneedecke die Futterquellen versiegelt und die Kälte das Blut gefrieren läßt, so daß kleine Vögel tot von den Zweigen fallen.
Gleich zu Anfang beschreibt Hinton eine solche Katastrophe. Ein Schneesturm begräbt das Tal und macht auch den Menschen in den einsamen Höfen zu schaffen. Aber Hintons winzige braune Heldin hat Glück: Ein Artgenosse rettet sie, er lockt sie mit seiner vertrauten Stimme in eine Scheune. Geschützt und mit Grassamen reichlich versorgt, überwintert das Pärchen dort und kann sich im Frühjahr dem Liebesspiel, dem Nestbau, dem Brutgeschäft und der mühsamen Aufzucht seiner Nachkommen widmen.
Nigel Hinton setzt die Tradition berühmter angelsächsischer Tierschriftsteller wie Ernst Thomson Seton fort, doch er bleibt Naturforscher, er romantisiert nicht. Die Einteilung in Gut und Böse, Tapfer und Feige, Klug oder Dumm vermeidet er. Sein Braunellenweibchen sehnt sich zwar nach und empfindet auch so etwas wie Glück, wenn es an einem warmen Sommerabend dem Gefährten folgt und über den Fluß fliegt, doch schon Trauer ist ihm fremd. Hinton bleibt Realist. Sein Braunellenpärchen ist ein paar Tage lang verstört, als sein Gelege in der Hecke von einem rangierenden Laster auf die Erde geschleudert und zermalmt wird. Dann beginnt es erneut, ein Nest zu bauen. Der zweite Fortpflanzungsversuch endet kaum weniger dramatisch: Die Braunelle hat außer den eigenen Nestlingen einen Riesen zu füttern, einen Kuckuck, der die schwächeren Küken bis auf eines verdrängt und zu Tode hackt.
Kampf auf Leben und Tod, aber auch Frieden und eine wunderbare Seligkeit herrschen "Im Herzen des Tals". Wir lernen, mit den aufmerksamen Augen des Forschers fast andächtig wahrzunehmen und teilzunehmen, was dort im Kleinen vor sich geht. Nigel Hinton beschreibt es behutsam in einer poetischen Sprache, ohne jeden belehrenden Tonfall. MARIA FRISÉ
Nigel Hinton: "Im Herzen des Tals". Aus dem Englischen von Hilde Linnert. Hanser Verlag, München 1998. 288 S., geb., 30,- DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wir lernen, mit den aufmerksamen Augen des Forschers fast andächtig wahrzunehmen und teilzunehmen, was dort im Kleinen vor sich geht. Nigel Hinton beschreibt es behutsam in einer poetischen Sprache, ohne belehrenden Tonfall." Frankfurter Allgemeine Zeitung
"›Im Herzen des Tals‹ berührt die Leserinnen tief im Herzen, öffnet die Augen für das Tierleben direkt vor unserer Haustür. Die Liebe, die Hinton für seine Umwelt empfindet, ist in jede Zeile seines Buches geflossen und vermittelt in ihrer Zartheit eine Aufforderung zum Miteinander mit der Natur, der sich nach der Lektüre schwerlich jemand entziehen kann." Eselsohr
"›Im Herzen des Tals‹ berührt die Leserinnen tief im Herzen, öffnet die Augen für das Tierleben direkt vor unserer Haustür. Die Liebe, die Hinton für seine Umwelt empfindet, ist in jede Zeile seines Buches geflossen und vermittelt in ihrer Zartheit eine Aufforderung zum Miteinander mit der Natur, der sich nach der Lektüre schwerlich jemand entziehen kann." Eselsohr
Wer die Natur und die Tiere liebt und mehr darüber erfahren möchte, kann kaum einen anrührenderen Roman lesen als diesen. Elke Heidenreich Kölner Stadt-Anzeiger 20210807