»In Palästina sind Unruhen, und die Welt zittert vor dem Untergang«
Nachdem bereits Tergits Ehemann Heinz, der Einladung seines Bruders folgend, nach Palästina geflohen war, zog nun auch sie selbst im November 1933 nach. Skeptisch trat sie diesem Land gegenüber und doch dauert es nicht lange, bis
ihre Faszination sämtliche Zweifel ablöste. Aus dieser Begeisterung entstanden die in diesem Buch…mehr»In Palästina sind Unruhen, und die Welt zittert vor dem Untergang«
Nachdem bereits Tergits Ehemann Heinz, der Einladung seines Bruders folgend, nach Palästina geflohen war, zog nun auch sie selbst im November 1933 nach. Skeptisch trat sie diesem Land gegenüber und doch dauert es nicht lange, bis ihre Faszination sämtliche Zweifel ablöste. Aus dieser Begeisterung entstanden die in diesem Buch versammelten meist relativ kurzen Reportagen über jüdisches Leben in Palästina sowie aufgezeichnete Gespräche und kleinere, haarscharf beobachte Portraits. Tergit beleuchtet einzelne Schicksale, die sich schließlich zu einem Gesamtbild fügen, welches wiederum deutlich macht, wie vielfältig das Leben vor der Staatsgründung war und wie dieses sich abspielte. Hierbei erhalten die lesenden einzigartige Einblick in das Alltagsleben, Rituale, wie z.B. dem traditionellen Pessach-Fest oder der Arbeitsbewältigung, wie sie vor knapp neunzig Jahren üblich war.
Was sie schildert, ist eine Gesellschaft im Aufbruch, der ein hartes Schicksal bevorsteht, welches sich zu dieser Zeit bereits teils erahnen lässt.
Liest man die Texte gründlich, hört man immer wieder Tergits unterdrückte Wut und Verzweiflung über ihre unausweichliche Flucht. Gleichfalls ist die Unterdrückung aufgrund der jüdischen Religion in den Texten präsent, während diese auch offen Absurditäten der Religion(en), einhergehende Zwänge und Vorurteile aufzeigen und kritisch kommentieren.
„Im Schnellzug nach Haifa“ ist ein einzigartiges Zeitzeugnis, das glücklicherweise neu aufgelegt wurde und besonders in der jetzigen Zeit lesenswert ist. Tergits teils ironische Texte, bereiten selbst bei dieser Thematik eine gewisse Freude. Empfehlenswert ist es, die Texte einzeln und mit zeitlichem Abstand zu lesen. Abrundend bietet das Nachwort der Herausgeberin und Tergit-Expertin Nicole Henneberg eine gelungene Ergänzung und ordnet die Texte in das Werk von Gabriele Tergit ein.