Rolf Rendtorff war einer der bedeutendsten Alttestamentler des 20. Jh., der mit seinen vielfach übersetzten Lehrbüchern und Einzelstudien eine hohe internationale Ausstrahlung besaß. In seinem Lebenswerk vereinte er Komponenten, die sonst getrennt sind: Er war einerseits ein kreativer Wissenschaftler an der Universität Heidelberg, der u.a. das priesterliche Denken im Alten Testament erforschte, die klassische Quellenscheidung durch ein überlieferungsgeschichtliches Modell erschütterte, schließlich aber eine Wende hin zum Endtext vollzog und zu einem Hauptvertreter der kanonischen Schriftauslegung wurde. Ebenso hat sich Rendtorff in der Kirche engagiert, wo er für eine Überwindung antijüdischer Traditionen und ein erneuertes Verhältnis zur Synagoge kämpfte. Ein drittes bedeutendes Element war sein hochschulpolitisches Wirken v.a. als Rektor der Universität Heidelberg. Er war eine Leitfigur der 68er Generation und ein Kopf der Reformuniversität, womit auch sein parteipolitisches Engagement als Bundestagskandidat der SPD zusammenhing. Als besondere Komponente seines Oeuvres muss man viertens seine außergewöhnlich enge Verbindung zu Israel herausstellen, die sich wissenschaftlich-theologisch, kirchlich und politisch in z. T. dramatischen Umbrüchen niederschlug. Ein internationaler Schülerkreis legt hier eine kritische Würdigung von Werk und Auftrag dieses politisch und kirchlich engagierten Wissenschaftlers und Freund Israels vor, von dem hier erstmals Predigten abgedruckt sind. Dr. Manfred Oeming ist Ordinarius für alttestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg.
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