Wer die Suppe schlürft, beweist in Deutschland mangelnde Kinderstube - und in Japan perfekte Tischmanieren. Der Handkuss gilt in Österreich als charmant, in Saudi-Arabien ist er jedoch ein Garant für den Rausschmiss. Und wer weiß bei uns schon, dass man in China Geschenke niemals im Beisein des Schenkenden auspacken darf? Françoise Hauser versammelt Fettnäpfchen aus aller Welt und zeigt auch, wie sie sich umgehen lassen. Ein ebenso unterhaltsames wie aufschlussreiches Buch, das in keinem Reisegepäck fehlen sollte.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2016NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Bei der EM hatte man sie zuletzt gesehen, diese Geste, Jogi Löw ließ sich beim Sieg gegen Italien dazu hinreißen. Alle Finger und den Daumen aneinandergepresst, das Gebilde, das dann wie eine Zucchiniblüte aussieht, nach oben gereckt, und: schütteln. In Italien heißt das: "Was willst du denn!" Kennt man ja. Aber Vorsicht - in Ägypten bedeutet das Gleiche nur, dass man kurz warten solle. Und in der Türkei ist es ein Symbol für gute Qualität, etwa auf dem Markt. Noch lustiger: Die typische Heavy-Metal-Geste, die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger und kleinem Finger, heißt in Thailand: "Ich liebe dich!" Den Markt solcher Kuriositäten untersucht das Buch "In 80 Fettnäpfchen um die Welt", und ob es ein Ratgeber sein will, verrät es eigentlich dabei nie. Es ist humorig geschrieben, manchmal anstrengend humorig, manchmal wie eine schlecht geratene Samstagnacht-Show, manchmal auch wirklich zum Lachen. Aber es ist im Kern doch sehr ernst - und nützlich. Die Information, dass ausufernde Fuchteleien mit den Händen in Asien als unfein gelten, kann schließlich wirklich helfen, etwas fürs Image der Deutschen im Ausland zu tun. Erst recht die, dass man auf den strengen Malediven kein unverbindliches, aber potentiell erotisches Date anbahnen darf, da schon der Versuch mit Prügelstrafe enden könnte. Die Welt steckt voller sozialer und sonstiger Fallen. Von den Fährnissen des Lebens da draußen zu lesen bleibt ein Vergnügen, auch wenn man nicht fährt. Das beste Verkehrsmittel zum Verreisen ist manchmal ein Sessel, in dem man gut lesen kann.
tlin
Françoise Hauser: "In 80 Fettnäpfchen um die Welt". National Geographic Taschenbuch, 208 Seiten, 12,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Bei der EM hatte man sie zuletzt gesehen, diese Geste, Jogi Löw ließ sich beim Sieg gegen Italien dazu hinreißen. Alle Finger und den Daumen aneinandergepresst, das Gebilde, das dann wie eine Zucchiniblüte aussieht, nach oben gereckt, und: schütteln. In Italien heißt das: "Was willst du denn!" Kennt man ja. Aber Vorsicht - in Ägypten bedeutet das Gleiche nur, dass man kurz warten solle. Und in der Türkei ist es ein Symbol für gute Qualität, etwa auf dem Markt. Noch lustiger: Die typische Heavy-Metal-Geste, die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger und kleinem Finger, heißt in Thailand: "Ich liebe dich!" Den Markt solcher Kuriositäten untersucht das Buch "In 80 Fettnäpfchen um die Welt", und ob es ein Ratgeber sein will, verrät es eigentlich dabei nie. Es ist humorig geschrieben, manchmal anstrengend humorig, manchmal wie eine schlecht geratene Samstagnacht-Show, manchmal auch wirklich zum Lachen. Aber es ist im Kern doch sehr ernst - und nützlich. Die Information, dass ausufernde Fuchteleien mit den Händen in Asien als unfein gelten, kann schließlich wirklich helfen, etwas fürs Image der Deutschen im Ausland zu tun. Erst recht die, dass man auf den strengen Malediven kein unverbindliches, aber potentiell erotisches Date anbahnen darf, da schon der Versuch mit Prügelstrafe enden könnte. Die Welt steckt voller sozialer und sonstiger Fallen. Von den Fährnissen des Lebens da draußen zu lesen bleibt ein Vergnügen, auch wenn man nicht fährt. Das beste Verkehrsmittel zum Verreisen ist manchmal ein Sessel, in dem man gut lesen kann.
tlin
Françoise Hauser: "In 80 Fettnäpfchen um die Welt". National Geographic Taschenbuch, 208 Seiten, 12,99 Euro
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»Sehr vergnüglich, aber auch sehr lehrreich ist diese interkulturelle Lektüre, die man sich am besten vor der nächsten Reise hineinziehen sollte.« Schaufenster (Die Presse) (A) 20170331