Zeitlose Herausforderung für etablierten Althippie
Ja, auch heutzutage ist es reizvoll und spannend, ein Reisevorhaben wie das von Jules Vernes in dessen gleichtiteligen Roman anzugehen. Allein die Leistung, so viel Urlaub am Stück zu erhalten, kann durchaus als Erfolg verbucht werden.
Der Autor
ohne feste Anstellung und Ansprüchen auf begrenzte Urlaubstage entschließt sich – wohl eher aus einer…mehrZeitlose Herausforderung für etablierten Althippie
Ja, auch heutzutage ist es reizvoll und spannend, ein Reisevorhaben wie das von Jules Vernes in dessen gleichtiteligen Roman anzugehen. Allein die Leistung, so viel Urlaub am Stück zu erhalten, kann durchaus als Erfolg verbucht werden.
Der Autor ohne feste Anstellung und Ansprüchen auf begrenzte Urlaubstage entschließt sich – wohl eher aus einer Laune heraus – die dreimonatige Reise anzutreten. Da er offensichtlich über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, gerät die Reise jedoch keineswegs zu einem zweisternigen Globetrotter-Abenteuer-Trip, denn eher zu einem drei- bis viersternigen Hotel-Hopping mit Aufregungsahnung.
Heldenhafter Mut und forschendes Suchen sind keineswegs die Motive des Journalisten – zumindest nicht bei dieser Reise. Vielmehr weiß der ohnehin schon vielgereiste Mann, wie man mit etwas wehmütig-romantischer Verwegenheitspoetik Interesse weckt.
Die Erfahrungen sind freiliuch durchaus lesenswert, zumal ein wenig komisch, skurril, lustig oder einfach ungewöhnlich. Dennoch wirkt die ganze Tour schon extrem oberflächlich. Es fehlt einfach der Tiefgang, die wirkliche Spannung, die tatsächliche Leistung, die deutliche Unsicherheit vor dem Morgen. Alles ist finanziell geregelt, keine Übernachtung unter einer Brücke oder in einem Tierwaggon. Die merkwürdigen oder auch humorigen Erlebnisse plätschern so dahin, die philosophischen Lebenserkenntnisse scheinen auch etwas hergeholt. Ohne Not reist der Jules-Vernes-Jünger geradezu vom Glauben an die Erfahrung und Erkenntnis abfallend schnell weiter, wenn irgendetwas nicht passt. Notfalls legt er mal fix dreistellige Euro-Beträge auf den Marmortresen.
Klar ist es schon unterhaltsam von all den verrückten Typen und interessanten Gesprächspartnern und der geradezu peinlich zur harmlosen Unbedeutsamkeit verbrämten kriminellen Drogennutzung zu lesen. Auch die stets wechselnden Schauplätze regen die Fantasie an und lassen einen schon etwas „in der Welt rumkommen“. Aber ganz ehrlich: so richtig in die Versenkung führt einen die Geschichte nicht.
© 6/2008, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.