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"Um die Wörter herumkrabbelnde Gänsefüßchen zeigen an, wo es die Gesellschaft juckt." - Mit Sprach- und Streitlust gehen Matthias Dusini und Thomas Edlinger deshalb dem Geist der Gänsefüßchen nach, die als Zeichen der Distanz jene Wörter markieren, deren Gebrauch die Gefühle anderer verletzen könnte, weil sie als geschlechts-, rassen- oder anderweitig diskriminierend, kurzum: als politisch nicht korrekt gelten. Statt als Sprachnorm der Empörten wollen die beiden Wiener Kulturjournalisten politische Korrektheit aber als "ein - vielfach produktives - Sprachspiel" verstanden wissen, das auf einen "Kommunismus der Achtung" abzielt. Das Einfordern von Achtung machen sie an einer "Opferrhetorik" fest, wobei es hier nicht um reale Opfer geht, sondern um symbolische, gefühlte, eingebildete: "Die Welt erscheint voll von potentiellen, sich überidentifizierenden Adressaten von Diskriminierungen." Der erste, überzeugendere Teil des Essays folgt den Opferfronten entlang einer Fülle an Beispielen von Pornographie und Pop bis Film und Fernsehen; der zweite spekuliert über die narzisstische Psychologie der politischen Korrektheit. Dass auch manche Formulierung der Autoren selbst den einen oder die andere empören dürfte, werten sie dann wohl als Beleg ihrer These von der notwendigerweise unendlichen gesellschaftlichen Aushandlung der Achtungsanliegen. (Matthias Dusini und Thomas Edlinger: "In Anführungszeichen". Glanz und Elend der Political Correctness. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 297 S., br., 16,- [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
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