Ein spannender Beginn voller Geheimnisse und Ungereimtheiten – der Leser muss mitdenken, die Zeitsprünge beflügeln die eigenen Vermutungen, Verbindungen werden geschaffen, man ordnet ein, entdeckt, wünscht, hofft und ist erschüttert vom Schmerz der Hauptfiguren, besonders von Mutter Nancy und
Tochter Georgie - ein idealer Einstieg als Auftakt für eine ergreifende und mitreißende Lektüre. Aber dann…mehrEin spannender Beginn voller Geheimnisse und Ungereimtheiten – der Leser muss mitdenken, die Zeitsprünge beflügeln die eigenen Vermutungen, Verbindungen werden geschaffen, man ordnet ein, entdeckt, wünscht, hofft und ist erschüttert vom Schmerz der Hauptfiguren, besonders von Mutter Nancy und Tochter Georgie - ein idealer Einstieg als Auftakt für eine ergreifende und mitreißende Lektüre. Aber dann dreht sich das Blatt und ich habe mich wiederholt gefragt, warum Charaktere derart unvernünftig handeln, warum sie nicht einfach miteinander kommunizieren, gemeinsam Probleme lösen, Schwierigkeiten überwinden, sich den alten Wunden stellen und gemeinsam einen Neuanfang schaffen können.
Aber so einfach ist es nicht – die Figuren handeln allesamt so unklug und nicht nachvollziehbar, dass mein Mitleid vom Anfang sich nach kurzer Zeit in Wohlgefallen auflöst und sich dann immer mehr in Ungeduld, ja fast in Ärger verwandelt. Das Scheitern ist Programm.
Die Protagonisten des Romans und vor allem die Frauen sind Opfer ihrer Umwelt, ungewollt, in Armut aufgewachsen, ungeliebt, angeblich ohne jegliche Chance. Sie hegen große Selbstzweifel, begehen Fehler über Fehler, enttäuschen die, die sie eigentlich lieben, ertränken ihr Unglück in Alkohol, fliehen vor Verantwortung oder vor den Villains dieser Welt, werden schuldig und fühlen sich von der Schuld erdrückt. Burn-Out, Anorexie, Suizidgedanken, Postnatale Depressionen, ungewollte Schwangerschaften, Alkoholismus, sexuelle Übergriffigkeit, Eifersucht und Neid, die Schuldenfalle, Eheprobleme, Geldsorgen, Arbeitslosigkeit, Studienabbruch, Kindheitstrauma und einiges mehr.
Nein, dieses ganze Setting und die Verwicklungen sind mir zu negativ, zu konstruiert, keine Figur aus dem Familienkreis handelt für mich nachvollziehbar, selbst Bruder und Schwester, die eigentlich eng und vertraut miteinander aufgewachsen sind, schweigen sich plötzlich an, verlieren sich aus den Augen, teilen ihre Probleme nicht mehr miteinander und haben sich entfremdet. Was für eine desaströse Welt!
Aber, so viel sei dann doch verraten: Aufgrund diverser unglaublicher Zufälle wendet sich das Blatt zum Schluss wieder, der Leser darf sich freuen, die eigentlich Guten werden belohnt und sie dürfen glücklich und zufrieden wieder zueinander finden.