Kinder und Jugendliche mit einer existenziellen Verlusterfahrung benötigen selten eine langdauernde Psychotherapie. Die Mehrzahl der Betroffenen ist mit Ressourcen ausgestattet, um auch solch schwere Zäsuren im Leben zu bewältigen. Ihnen zur Seite stehen Familienangehörige, Bezugspersonen und mitunter unterstützende Fachleute. Im systemischen Verständnis ist der Blick nicht in erster Linie auf die Krise und ihre katastrophischen Auswirkungen gerichtet, sondern auf das Bewältigungshandeln und die Kompetenzen der Trauergemeinschaft. Abschiednehmen von einem Menschen, der bisher ein wesentlicher Teil der Lebensumwelt war, bedeutet, die Bindung an diese Person in veränderter Form aufrechtzuerhalten, sie nach innen reifen zu lassen und sich in und mit dieser Beziehung weiterzuentwickeln. In der Begleitung trauernder Kinder bietet sich neben den stabilisierenden Gesprächen ein "tätiges Erinnern" an die verstorbene Bindungsperson an. In einem Memory Book wird Erlebnissen mit allen Sinnen nachgespürt, assoziatives Material gesammelt und gestaltet. So können biographische Verwurzelungen kartographiert werden und stärkende Bindungserfahrungen über den Tod hinaus Einfluss nehmen auf den identitätsstiftenden Prozess des Trauerwegs. Das Buch der Kindertherapeutin Esther Fischinger zeigt dies exemplarisch und äußerst anschaulich anhand der Geschichte von Merle und ihrem Memory Book.
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