Dr. John Havilland ist Psychiater. Aber er ist auch Doctor John the Night Tripper. Soziopathisch, psychopathisch, manipulativ und ein Puppenspieler. Nur, dass die Puppen, mit denen er spielt, echte Menschen sind, die er fast sektenartig als Jünger um sich schart. Schlimmer noch: es sind Menschen,
die seine Hilfe als Psychiater und Arzt gesucht haben. Genau sie missbraucht er wie bei einem…mehrDr. John Havilland ist Psychiater. Aber er ist auch Doctor John the Night Tripper. Soziopathisch, psychopathisch, manipulativ und ein Puppenspieler. Nur, dass die Puppen, mit denen er spielt, echte Menschen sind, die er fast sektenartig als Jünger um sich schart. Schlimmer noch: es sind Menschen, die seine Hilfe als Psychiater und Arzt gesucht haben. Genau sie missbraucht er wie bei einem Schachspiel für seine Zwecke. Mithilfe von Drogen und Medikamenten macht er sie skrupellos und rücksichtslos zu seinen Handlangern. Ihm gegenüber steht mit Sergeant Lloyd Hopkins ein gründlich und zum Teil verbissen arbeitender Polizist.
Ich kannte James Ellroy vorher nicht, aber auch ohne den Vorgänger-Band („Blut auf dem Mond“) zu kennen, hatte ich keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen. Zwar gibt es ein paar Verweise auf den Vorgänger („Ich kenne die ganze Geschichte, die dir letztes Jahr passiert ist“), aber man kann das Buch trotzdem problemlos verstehen.
Bezüglich der Handlung muss ich sagen, dass mir „In der Tiefe der Nacht“ sehr gut gefallen hat. Die seelischen Abgründe, intensiven Emotionen und das manipulative Verhalten von Dr. Havilland sind vom Autor sehr bedrückend realistisch geschildert und geben dem Buch einen verstörenden und finsteren Anstrich. Das perfide, schonungslose Ausnutzen von Vertrauen und Abhängigkeiten ist vom Autor sehr treffend gezeichnet. Und auch die Arglosigkeit, mit der die Menschen ihm begegnen und sich in seine Hände begeben ist sehr authentisch.
Die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, ist lebendig, realistisch und derb. Mir lag die Wortwahl nicht immer, der zur Schau gestellte Rassismus ist sicher alltagsnah, aber dennoch für mich schwer zu ertragen. Damit passt das Buch zwar gut in die 1980er Jahre (die Erstausgabe erschien 1984), aber sehr weit weg von der heutigen political correctness.
Dennoch: das Buch war sehr spannend, nach anfänglichen Schwierigkeiten, mich in die Geschichte einzufinden, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.
4 Punkte