Um den Hl. Franziskus von Assisi, der seine Lebensführung in zunehmendem Maße an den evangelischen Idealen orientierte, bildete sich zwischen 1206 bis 1208 eine Gruppe von zunächst Laienbrüdern, die dem strengen Gebot der Armut, der Demut und dem Willen zur unbedingten Nächstenliebe folgten. Aus dieser anfänglich kleinen Gruppe entwickelte sich über die Jahre eine große Ordensbewegung - der Orden der Franziskaner oder Minderbrüder fratres minores. Die Niederlassungen der ersten Brüder folgten noch keinem festen Plan, sondern waren vielmehr zufälliger Natur. Ihr Zusammenschluss gründete stärker auf dem gemeinsamen Ideal der Evangeliennachahmung, als auf dem Zusammenwohnen und dem strengen Rhythmus des Lebens in der Gemeinschaft der Brüder. In späterer Zeit (ab 1217) gewann die Bewegung an innerer Struktur - 1221 entstand die erste erhaltene Fassung der Ordensregel, die Regula non bullata. Ausgehend von Italien über Frankreich, Spanien und Flandern kam die franziskanische Missionsbewegung auch nach Deutschland und um 1260 nach Meißen. Geleitet von einem gewissen Lokalpatriotismus und den Erfahrungen, die ich in einem zweiwöchigen Praktikum im, nun als Stadtmuseum, genutzten Klostergebäude gemacht habe, möchte ich mich in dieser Arbeit diesem imposanten, die Stadtansicht prägenden, Kirchengebäude widmen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt hierbei auf dem Verhältnis von Minderbrüdern und der Weltgeistlichkeit im 14. Jahrhundert. Dieses nicht ganz unproblematische Mit- und Gegeneinander werde ich anhand verschiedener Quellen aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert nachzuweisen suchen. Besondere Aufmerksamkeit widme ich dabei einer Episode aus dem Jahr 1372, wo die Streitigkeiten zwischen den Stadtpfarrern und der Kustodie soweit eskalierten, dass einzig der apostolische Legat Johannes, der Patriarch von Alexandrien, der seinen Amtssitz in Breslau innehatte, die Spannungen per Dekret fürs Erste entschärfen konnte. Die Arbeit gliedert sich dabei in drei größere Teile: Zunächst soll die Geschichte des Franziskanerklosters in Meißen skizziert werden. Da jedoch die Quellenlage insbesondere für das Franziskanerkloster einigermaßen prekär ist, kann ich nur auf Episoden eingehen, die jedoch in ihrer Gesamtheit ein, wie ich finde, authentisches Bild vom Klosterleben entstehen lassen. Eine Regestensammlung oder vergleichbare Klosterchroniken gibt es nicht und auch in der Edition der Quellentexte, [...]
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