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Bewegende Erinnerungen Luries an seine Zeit während des Nationalsozialismus in Riga – wie lässt es sich mit dem Erlebten weiterleben? Im Spätsommer des Jahres 1975 bestieg Boris Lurie in New York ein sowjetisches Schiff, um nach Riga zu fahren und damit nach über 30 Jahren wieder in die Stadt zu kommen, in der er aufgewachsen war und wo er die Schrecken der deutschen Besatzungszeit hautnah miterleben musste. Insbesondere ein Geschehnis änderte dabei den Lauf seines Leben, als im Dezember 1941 im Wald von Rumbula Tausende Juden hingerichtet wurden, darunter Familienmitglieder Luries sowie seine…mehr

Produktbeschreibung
Bewegende Erinnerungen Luries an seine Zeit während des Nationalsozialismus in Riga – wie lässt es sich mit dem Erlebten weiterleben? Im Spätsommer des Jahres 1975 bestieg Boris Lurie in New York ein sowjetisches Schiff, um nach Riga zu fahren und damit nach über 30 Jahren wieder in die Stadt zu kommen, in der er aufgewachsen war und wo er die Schrecken der deutschen Besatzungszeit hautnah miterleben musste. Insbesondere ein Geschehnis änderte dabei den Lauf seines Leben, als im Dezember 1941 im Wald von Rumbula Tausende Juden hingerichtet wurden, darunter Familienmitglieder Luries sowie seine damalige Freundin. Luries Leben teilte sich in ein vor und ein nach Rumbula, und sein Besuch dieses Ortes während seiner Reise führte auch dazu, dass er mit dem Schreiben begann und darüber in den Dialog mit denjenigen, die nicht mehr da waren. Nach Luries Tod entdeckte man in seinem Nachlass mehrere Boxen, gefüllt mit schriftlichen Aufzeichnungen und Zeitungsausschnitten. Aus Riga zurückgekommen, hatte Lurie damit begonnen, seine Erinnerungen an Riga während des Zweiten Weltkriegs niederzuschreiben, aber auch die Empfindungen während seiner Reise festzuhalten. Ein berührender Text, der die Frage aufwirft, wie man danach weiterleben kann.
Autorenporträt
Boris Lurie, geb. 1924 in Leningrad, gestorben 2008 in New York, war bildender Künstler und Autor. Als Mitbegründer der NO!art-Bewegung schuf er provokante und mitunter extreme Collagen, Skulpturen und Texte, in denen er die Ermordung der Juden in den Kontext von Werbung, Politik und Pornographie stellte. So verarbeitete er seine eigene Erfahrung der Lager, die er zusammen mit seinem Vater überlebte. Seine Werke wurden in den USA und in Deutschland in mehreren Ausstellungen gezeigt, zuletzt 2016 unter dem Titel "Keine Kompromisse" im Jüdischen Museum in Berlin und 2017 in Nürnberg. Joachim Kalka, geb. 1948, lebt als Übersetzer und Kritiker in Leipzig. Zu den zahlreichen von ihm übersetzten Autoren zählen Gilbert Sorrentino, Guillelmo Cabrera Infante, Angela Carter, Jean Giraudoux und Jessica Mitford; 1996 wurde er mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet und 2014 mit dem Cotta-Übersetzerpreis. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Rezensent Oliver Pfohlmann ist dankbar für die posthume Veröffentlichung der Aufzeichnungen des Künstler Boris Lurie, die nun unter dem Titel "In Riga" erschienen sind. Der Autor, der als Jugendlicher um Haaresbreite der Ermordung durch die Nazis entging, erzählt "mosaikartig" zwei Geschichten. 1975 war Lurie nach Riga zurückgereist, unter anderem um den Ort zu sehen, an dem ein großer Teil seiner Familie 1941 im Zuge der Massaker im Wald von Rumbula erschossen wurde. Die Aufzeichnungen dieser Reise, wechseln sich ab mit Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Lettland, zuerst unter sowjetischer Herrschaft, dann unter der deutschen Besatzung. Bald verschwimmen diese beiden Erzählebenen, berichtet der Rezensent, die Vergangenheit holt die Gegenwart ein. Die Texte ergeben ein so "großes wie schonungsloses" Erinnerungswerk, schreibt der Kritiker beeindruckt. Etwas seltsam findet der Rezensent nur, dass das Vorwort der Herausgeberin, der deutsch-russischen Künstlerin Julia Kissina, nur im amerikanischen Original zu finden ist.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Dem Wallstein-Verlag (...) sei Dank, dass nach 'Haus von Anita' und dem Ausstellungsbuch gleichen Titels nun 'In Riga' vorliegt und zum besseren Verständnis dieses großen Künstlers beiträgt.« (Jürgen Nielsen-Sikora, Glanz&Elend, 07.03.2023) »(ein) ebenso großes wie schonungsloses Erinnerungsbuch« (Oliver Pfohlmann, Deutschlandfunk, 27.03.2023) »Der Text (...) konfrontiert Leser mit der elementaren Frage: wie nach dem Überleben weiterleben?« (Andreas Mink, tachles, 01.03.2023) »eine erschütternde und wichtige Lektüre« (Matthias Reichelt, neues deutschland, 30.06.2023) »ein großartiger Text über (Luries) Jugend und die furchtbaren Auswirkungen der Judenverfolgung. Voll Erinnerung und Schmerz, aber ohne jede Sentimentalität.« (Wolf Ebersberger, Nordbayern, 12.07.2023)