Als Bezugspunkt und Folie vielfältiger, vor allem bürgerlicher Entwürfe, die, von der Sozial- bis hin zur Gartenordnung, gegen eine kulturelle Hegemonie Frankreichs gerichtet waren, konnte England bis zum Ende der 1780er Jahre einen festen Platz im Diskurs der deutschen Eliten beanspruchen. Mit der Französischen Revolution jedoch ging die Konjunktur der aufklärerischen Anglophilie ihrem Ende entgegen. In dem Maße, wie das Wissen über Großbritannien zunahm, wurden deutlicher als zuvor auch die Mängel der englischen Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung thematisiert. Einer deutschen Neubelebung des Interesses an Großbritannien sowohl im Sinne begeisterter Aneignung wie enttäuschter Abwehr stand auf englischer Seite jenseits von herablassender Kuriosität eine erste, tastende Hinwendung zur deutschen Philosophie, Literatur und Tondichtung der Romantik gegenüber, die rasch an Dynamik gewann. Damit war der Beginn noch immer asymmetrischer, aber doch zunehmend wechselseitiger kultureller Beziehungen markiert. Unter den Vorzeichen disziplinärer und methodischer Offenheit vertiefen die Beiträge des Sammelbandes Einzelaspekte dieser Wechselbeziehungen und ihrer sozialen Träger. Thematisiert werden Phänomene der Kulturbegegnung auf einer Skala von oberflächlicher Anregung über den nachhaltigen Transfer bis hin zu Formen der Reziprozität. In kulturgeschichtlicher Perspektive entsteht damit ein präzises und differenziertes Bild des beschleunigten Wandels, dem die britisch-deutschen Austauschbeziehungen von 1770 bis 1840 unterlagen.