»Einerseits wäre ich gerne tot, damit Leonhard Hieronymi meine letzte Ruhestätte beschreiben könnte - andererseits könnte ich das dann leider nicht mehr lesen.« Hans Zippert, Titanic Nach einem Lachanfall in den Katakomben von Rom, der doch irgendeinen Grund gehabt haben muss, macht sich ein junger Mann auf den Weg: Durch Ohlsdorf, Constanţa, Wien und Prag, entlang der Grabsteine Europas größter und kleinster Literaten beginnt er eine Spurensuche – nach den unheimlich Verschwundenen und den Unsterblichen. Häufiger als erhofft stößt er dabei auf knutschende Paare, Bonbonpapier, Champagnerflaschen und dann doch keine Mentholzigaretten; trifft Orgelsachverständige, Totengräber und Hermann Hesses Enkel, und es braucht neben Durchhaltevermögen nicht zuletzt Rotwein, eine Arminius-Schreckschusspistole und eine frisierte Vespa, bis er erstaunt zu dem Schluss kommt: Verschwinden ist Luxus. Ein wildes, phänomenales Debüt, das uns berauscht, beglückt und amüsiert und ganz nebenbei ein völlig neues Licht auf das Europa unserer Tage wirft.
Ziemlich hart geht Rezensentin Wiebke Porombka mit dem neuen Roman von Leonhard Hieronymi ins Gericht. Der Autor, als Mitglied der Formation "Rich Kids of Literature" ganz deren Forderung nach "mehr Wagnis, mehr Ekstase, mehr Stilisierung" verpflichtet, nimmt die Kritikerin hier an der Seite eines Ich-Erzählers mit auf eine Wanderung zu den Grabstätten mehr oder minder berühmter SchriftstellerInnen, um dort über die "Gegensätze von Verschwinden und Unsterblichkeit" nachzudenken. Was dem Autor dann allerdings so durch den Kopf geht, wenn er an den Gräbern von Ovid, Arno Schmidt, Robert Gernhardt oder Heino Jaeger steht, erscheint der Kritikerin doch recht belanglos, wie sie gern mit Zitaten belegt. Mit der "imitierten Kulturkritik" kann Porombka jedenfalls nicht viel anfangen, als Friedhofsführer taugt das Buch aber in ihren Augen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mehr Wagnis, mehr Ekstase, mehr Stilisierung, lautet das Credo.« Wiebke Porombka Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210302