Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 2,0, Universität Hamburg (Instituts für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Hamburg), Sprache: Deutsch, Abstract: Lerngruppen sind während der letzten Jahrzehnte in sämtlichen Schulformen immer heterogener geworden. In dieser Feststellung decken sich die Alltagserfahrungen von Lehrern mit den Ergebnissen bildungssoziologischer Studien. Die Ursache dafür sind gesellschaftliche Entwicklungen: Infolge von Globalisierung, internationaler Migration, Pluralisierung familiärer Lebensformen und gesellschaftlicher Individualisierungstendenzen werden traditionelle Lebenszusammenhänge weitgehend aufgelöst und durch sehr vielfältige Lebensweisen ersetzt. Soziokulturelle Heterogenität zeichnet unsere Gesellschaft aus: „Man lebt als Einzelkind oder mit Geschwistern, mit arbeitslosen oder beruflich völlig überlasteten Eltern, mit der deutschen, der russischen, der türkischen Familiensprache, in Armut oder im Überfluss, behütet oder verwahrlost.“ Entsprechend groß sind die Unterschiede in den Lernhaltungen, Kompetenzen, Erwartungen und Interessen der Schüler einer Klasse. Dieser Heterogenität muss Schulunterricht pädagogisch produktiv begegnen. Das gilt insbesondere für die berufliche Bildung. Wie keine andere Schulform des deutschen Bildungssystems sind berufsbildende Schulen durch eine markante Heterogenität in der Vorbildung ihrer Schüler geprägt. In der Berufsvorbereitung beispielsweise bilden Schulabgänger mit und ohne Bildungsabschluss von Haupt-, Real- oder Förderschulen einen Klassenverband. In Berufsschulklassen werden Auszubildende unterrichtet, die in verschiedenen Betrieben mit sehr unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen ausgebildet werden. Das formal zertifizierte Bildungsniveau innerhalb einer Lerngruppe variiert dabei nicht selten vom Hauptschulabschluss über das Abitur bis hin zu einer bereits abgeschlossenen Berufsausbildung und vorhandener Berufserfahrung. Die Berufspädagogik ist angesichts der vielschichtigen Strukturen in der Gesellschaft und im Klassenraum herausgefordert, Unterrichtsmethoden verstärkt zu individualisieren. Die Erfahrungen mit individualisierender Didaktik sind in der beruflichen Bildung jedoch sehr gering. Individualisierende Unterrichtsformen werden zwar zunehmend in den Unterrichtsalltag an berufsbildenden Schulen integriert, es finden sich jedoch kaum evaluierte Konzepte oder empirische Untersuchung. Trotz oder gerade wegen des Forschungsdefizits setzt sich diese Arbeit mit individualisierten Lernprozessen an berufsbildenden Schulen und ihrer Bedeutung für den Lernerfolg der Schüler auseinander.