Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik - Allgemeine Didaktik, Erziehungsziele, Methoden, Note: 1,0, Universität Hamburg (Erziehungs- und Bildungswissenschaften), Veranstaltung: Kolloquium Bildungsprozesse im Spannungsfeld gesellschaftlicher Transformationsprozesse, Sprache: Deutsch, Abstract: ‚Standardisierung‘ und ‚Individualisierung‘ sind seit Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse im Jahre 2002 zu zentralen Schlagwörtern innerhalb des öffentlichen Bildungsdiskurses in Deutschland avanciert. Während Standardisierung im Bildungsbereich sich aus den Bedürfnissen und dem Erfordernis nach internationaler wie nationaler Vergleichbarkeit und Qualitätssicherung im Zuge kontrollieren-der, an marktwirtschaftlichen Vorbildern orientierter Educational Governance ergeben hat, welche im Rekordtempo Ergebnisse, Vorgaben und Kontrollinstrumente wie nationale Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten, Zentralabschlüsse, Schulinspektionen und Bildungsberichterstattung hervorgebracht hat, findet sich zur vielfach propagierten Forderung nach Individualisierung sowohl in Bezug auf theoretische Begründungen und Konzepte als auch hinsichtlich der praktischen Umsetzung nach wie vor erstaunlich wenig Literatur. Zwar sollte die bestmögliche Förderung eines jeden Schülers eine pädagogische Selbstverständlichkeit sein, dennoch steht die Organisation unserer Schulen (ein ein-zelner Lehrer betreut bis zu über 30 Schüler eines Jahrgangs in einem Raum) einer allzu individuellen Betreuung klar entgegen, und diese Problematik oder Herausforderung nimmt nicht nur durch die „veränderte Kindheit“, sondern spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenkonvention 2006 mit der Entstehung inklusiver Schulen sowie den vielerorts erfolgten Zusammenlegungen ehemaliger Haupt- und Realschulen ganz neue Dimensionen an. Entsprechend erleben viele Lehrer die an sie heran getragenen Ansprüche von Homogenisierungszwängen auf der einen Seite und dem „Recht“ der Schüler und Eltern auf individuelle Förderung und Bildung im Sinne eines 1-zu-1-Verhältnisses andererseits als Spannung oder gar Zumutung. Im Rahmen dieser Arbeit soll diese Spannung genauer beleuchtet und der Frage nachgegangen werden, wie sich individuelle Lern- und Bildungsprozesse auf dem Hintergrund einer standardisierten Output-Orientierung in allgemeinbildenden Schulen gestalten lassen. Handelt es sich hierbei überhaupt um einen Widerspruch und eine Unzumutbarkeit, oder stellen beide Phänomene, wie Bildungs- und Kultusministerien dies in überarbeiteten Lehrplänen und aktuellen Praxisbroschüren häufig darstellen, lediglich zwei Seiten einer Medaille dar (Kapitel 4.1)? Welche Bedingungen und Konzepte sind notwendig bzw. förderlich (Kapitel 4.2)?