Im Gedichtzyklus 1984-2017 von Ines Hagemeyer wird die Fremdheit zwei- und zwiesprachig gebannt. Es ist das ganze Leben, nicht nur ein erlebter Teil, nicht nur die politische Vergangenheit und der Tod, der Meister aus Deutschland, ist das Thema. Flucht: "aus der Wiege gespült an einen weißen Strand ..." und zweisprachige Kindheit: das familiäre Deutsch einerseits, Spanisch in Uruguay andererseits: "bezweifelte Einwurzelung" (Rückblende). So wird die Sprache die eigentliche Heimat, obwohl auch immer wieder ein "Absturz der Worte" (inhärent) droht - das Nichtbegreifenkönnen des erfahrenen Grauens. Nichts aber wäre das Leben ohne das Suchen nach Worten und Sätzen, um die eigene Existenz und die Fremde zu begreifen, die uns umgibt, und die "Erschütterung die dich zwischen Tür & Angel kalt erwischt hat" ... "die ererbte Asche aus heiterem Himmel". Asche und Sand ... sind nicht zu tragen ohne Hoffnung: "die Last deiner Väter gebeugt zu tragen brauchst du nicht mehr" (Vision II). Aber quälend vertraut bleiben die "langen Schatten der Mythen" - und der eigene Tod am Ende des Lebens. Es liegt manchmal eine Melancholie in den Versen, deren Schönheit bedrohlich gleißt und in die Augen brennt. Schmerzende Wahrheit: homo homini lupus. Und doch - die Kindheit war "nicht nur Schatten und Alb", es gab "bunte Blätter" und duftende Erde (Herbst). Und es gibt die Poesie der Sprache! Im "Lied für Gitarre" heißt es: "was das Gedicht sagt wenn es schweigt hüllt sich in Stille ohne zu verstummen". Also gibt es doch Hoffnung auf Sagbares und auf Verstehen, auf Übersetzung der Stille in Wissen und Antwort. In einem der schönsten Gedichte, "Lied für Madrid", scheint das Leben hart und starr und leblos, und doch gibt es "in meinem Wald aus Stein benetzte Utopie weht sanft eine Brise trägt meine Haut ein Lied". (aus dem Vorwort von Ulrich Bergmann)
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