Mit «Infernale» beweist Sophie Jordan einmal mehr, dass sie eine ausgesprochen gute Geschichtenerzählerin ist und nicht nur Drachen zum Leben erwecken kann. Spielend leicht beschwört sie eine düstere Zukunftsvision herauf, die mit den Seiten immer realistischer wird und spannender zu lesen ist, als
es der Klappentext anfangs vermuten lässt.
Die Handlung spielt in der nahen Zukunft, genauer…mehrMit «Infernale» beweist Sophie Jordan einmal mehr, dass sie eine ausgesprochen gute Geschichtenerzählerin ist und nicht nur Drachen zum Leben erwecken kann. Spielend leicht beschwört sie eine düstere Zukunftsvision herauf, die mit den Seiten immer realistischer wird und spannender zu lesen ist, als es der Klappentext anfangs vermuten lässt.
Die Handlung spielt in der nahen Zukunft, genauer gesagt 2021. Die Welt scheint auf den ersten Blick in Ordnung. Die Menschen leben ihr normales Leben, jeder hängt friedlich seinem Alltag nach.
So auch die junge Protagonistin Davy. Sie ist ein Wunderkind, hat einen begehrten Platz an einer New Yorker Universität ergattert und ist mit dem beliebtesten Jungen der Schule zusammen. Den Abschluss fest im Blick, zerstört ein Gentest ihre strahlende Zukunft. Laut Labor ist sie Trägerin des berüchtigten HTS-Gens und neigt, laut Statistik, zu extremer Gewalttätigkeit. Für den Staat ist die beliebte, ruhige Musterschülerin eine tickende Zeitbombe, die schnellstmöglich unter Kontrolle gebracht werden muss. Mit ihrer strahlenden Zukunft verliert sie auch ihren Freund, ihre beste Freundin und den Stolz ihrer Eltern. Von jetzt auf gleich wird aus dem beliebten Mädchen, eine Ausgestoßene, die verzweifelt versucht, stärker zu sein als die Prognose und die Vorurteile.
Die auf zwei Bänden ausgelegte Geschichte baut eine angenehme Spannung auf. Kurzgehaltene Kapitel, aus Davy’s Perspektive heraus erzählt, wechseln sich mit Gesetzestexten, Polizeiprotokollen und Behördenvorschriften ab, die den Lesern einen umfassenden Blick auf die aktuellen und politischen Entwicklungen im Land geben.
Dass einen die Story gepackt hat, merkt man daran, dass man das Verhalten des Instituts schnell infrage stellt. Es beschleicht einen das Gefühl, dass es das HTS-Gen und seine fatalen Auswirkungen vorschiebt und bewusst dramatisiert, um andere Ziele zu erreichen. Definitiv erreichen sie, dass die meisten Menschen blind glauben, was die Medien und Behörden berichten. Sie stellen sich gegen alle Gen-Träger, grenzen sie aus, verraten sie und treiben sie wie Tiere in die Ecke. Dass ein sich bedroht fühlendes Tier irgendwann zubeißt, ist vorhersehbar. Doch das Institut scheint genau darauf zu warten.
Man merkt, dass die beklemmende Thematik sehr komplex ist und zum Nachdenken anregt. Sophie Jordan verdeutlicht, wie leichtfertig der Großteil der Menschen mit Vorurteilen umgeht und wie leicht sie sich beeinflussen, sich steuern lassen. Von Beginn an fühlt man mit der unschuldigen Davy mit, ist stellvertretend für ihr soziales Umfeld beschämt und verärgert.
Auch wenn sich die Gedankengänge und Fragen, mit denen sich die Protagonistin malträtiert, wiederholen, bleibt die Spannung konstant und die dystopischen Entwicklungen verleihen dem Jugendthriller eine durch und durch düstere Atmosphäre.
### Fazit ###
«Infernale» ist ein spannender Science Fiction Jugendthriller, in dem sich Drama, Action und Romantik abwechseln. Auch wenn es der Geschichte stellenweise an Tiefgründigkeit fehlt, beschwört Sophie Jordan gekonnt eine düstere und beklemmende Zukunftsvision herauf. Die offenen Fragen, die das Ende bereit hält, wecken definitiv die Neugierde auf den zweiten und abschließenden Teil.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung «Infernale. Rhapsodie in Schwarz», die im Juli 2016 in den deutschen Buchhandel kommt.