Mit seinem 1997 erschienenen und 2003 verfilmten ersten Roman „Unterwegs nach Cold Mountain“ gelang dem amerikanischen Autor Charles Frazier ein Überraschungserfolg. Der Nachfolger „Dreizehn Monde“ wurde zwar mit zahlreichen Vorschusslorbeeren bedacht, konnte aber leider an den Erfolg des Vorgängers
nicht anknüpfen. Nun ist sein dritter Roman „Ins Dunkel hinein“ erschienen.
Sechziger Jahre,…mehrMit seinem 1997 erschienenen und 2003 verfilmten ersten Roman „Unterwegs nach Cold Mountain“ gelang dem amerikanischen Autor Charles Frazier ein Überraschungserfolg. Der Nachfolger „Dreizehn Monde“ wurde zwar mit zahlreichen Vorschusslorbeeren bedacht, konnte aber leider an den Erfolg des Vorgängers nicht anknüpfen. Nun ist sein dritter Roman „Ins Dunkel hinein“ erschienen.
Sechziger Jahre, Handlungsort ist, wie bereits bei den beiden Vorgängern, das ländliche North Carolina, die Heimat des Autors. Fernab von jeder Zivilisation lebt dort Luce in dem langsam verrottenden Sommerhaus einer wohlhabenden Familie, die sie als Hausmeisterin angestellt hat, kümmert sich aber weniger um das Anwesen als um ihren Gemüsegarten.
Ihre selbstgewählte Isolation endet, als eines Tages ein Sozialarbeiter vor der Tür steht und zwei Kleinkinder bei ihr abliefert. Die Zwillinge Dolores und Frank sind die Kinder ihrer Schwester Lily, die von ihrem gewalttätigen Lebensgefährten in deren Beisein ermordet wurde. Sie sind traumatisiert, äußerst aggressiv und kapseln sich gegenüber der Außenwelt ab. Luce liebt sie nicht, aber sie übernimmt die Verantwortung und kümmert sich um sie.
Es braucht viel Zeit, Geduld und einige unkonventionelle Maßnahmen, bis Luce wenigstens ansatzweise zu ihnen durchdringt. Aber der nächste Rückschlag ist bereits vorprogrammiert, als der Mörder ihrer Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird und sich auf die Suche nach den Kindern macht. Zum einen möchte er die Zeugen seiner Bluttat beseitigen, zum anderen vermutet er, dass die Zwillinge etwas über den Verbleib seiner Beute aus einem Raubüberfall wissen…
In Fraziers „Ins Dunkel hinein“ treffen ausnahmslos Menschen mit beschädigten Persönlichkeiten aufeinander. Es sind keine sozialen Wesen und jeder von ihnen ist eigentlich unfähig, sich im „normalen“ Alltagsleben zurechtzufinden. Aber im Verlauf der Handlung zeigt es sich, dass aus Fürsorge Liebe erwächst und das heilende Element ist, das die gepanzerten Seelen Stück für Stück aufbricht
Es ist die Sprache, die beeindruckt. Deren Beiläufigkeit, und die Fähigkeit des Autors, mit Worten Bilder zu malen und ganze Landstriche detailliert vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen. Die Personen – komische Käuze, Hinterwäldler und Menschen, die die Amerikaner gerne als „white trash“ bezeichnen – passen in die Geschichte und verstärken die Atmosphäre. Ganz großes Kino!