>faktischen< Seite der Wirklichkeit her aber treten Analogien des Geistersehens im philosophischen Denken und in den Naturwissenschaften ins Bild. Zugrunde liegt die Frage: Wie kann das Numinose heute, in einer postsäkularen Welt, zu einer progressiven Kraft werden, welche die vorherrschenden, scheinbar festgefügten Weltbilder unterwandert und verflüssigt? Den kleinen Rissen in den festen Straten religiöser oder wissenschaftlicher, liberaler oder säkularer Weltanschauungen folgt Lehnert, sucht jene Risse, wo der Zweifel eindringt, wo die vergessenen Axiome der >Exaktheit< und die Brüchigkeit ihrer Anschauungen aufleuchten.
Wie stellt man derartiges dar? Begriffliches Denken, poetisches Bild und Erzählung, Autobiographisches und Spekulation schwingen in den einzelnen Texten ineinander, erhellen sich gegenseitig. Eine bewegliche Form des Schreibens stellt sich ein: ein suchendes Sprechen, das sich ins Unsagbare vortastet. So versammeln sich - immer vom Ausgangs- und Bezugspunkt des eigenen Lebens aus und ohne Fiktion - Bruchstücke eines Bekenntnisses als »Blätter« sehr unterschiedlicher Tonlagen. Sie behalten als Ganzes die Gestalt einer Frage.
Wie stellt man derartiges dar? Begriffliches Denken, poetisches Bild und Erzählung, Autobiographisches und Spekulation schwingen in den einzelnen Texten ineinander, erhellen sich gegenseitig. Eine bewegliche Form des Schreibens stellt sich ein: ein suchendes Sprechen, das sich ins Unsagbare vortastet. So versammeln sich - immer vom Ausgangs- und Bezugspunkt des eigenen Lebens aus und ohne Fiktion - Bruchstücke eines Bekenntnisses als »Blätter« sehr unterschiedlicher Tonlagen. Sie behalten als Ganzes die Gestalt einer Frage.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In die Kitsch- und Esoterikkiste gehört Christian Lehnerts Buch über Engel nicht, versichert Rezensentin Birthe Mühlhoff. Dazu distanziert sich der Leipziger Pfarrer und Schriftsteller viel zu sehr von solchen Publikationen. Stattdessen liest die Kritikerin hier luzide Essays und Erzählungen über Menschen, denen Lehnert als Pfarrer begegnete, verknüpft mit nacherzählten Stellen aus dem Alten Testament oder Gedanken von Meister Eckhart, Hildegard von Bingen, Kafka und anderen. Auch Anekdoten aus dem eigenen Leben baut Lehnert ein, Erinnerungen an die DDR etwa, ergänzt die Rezensentin, die zudem Lehnerts Erzählton hervorhebt: Einiges schildere der Autor so anschaulich, dass sie sich nicht sicher ist, ob es sich nicht doch um Fiktion handelt. Dass Lehnert nicht belehren will, rechnet sie ihm hoch an. Dennoch empfiehlt sie das Buch eher Lesern, die zumindest noch einen Bezug zu Religion haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... das Wunderbare an Lehnerts schwebender Erzählweise: Es bleibt offen, ob sich die Mächte in der Außenwelt oder in einem inneren Raum Bahn brechen, ob es sich gar um einen Spezialfall der Einbildungskraft handelt. Mit dem Geheimnis ihres Orts vertieft sich nur das Geheimnis des menschlichen Daseins.« Marion Poschmann DIE ZEIT 20230622