London 1894: in den Salons der feinen Gesellschaft haben spiritistische Sitzungen, Geisterbeschwörungen und Hellseher Hochkonjunktur. Besonders das Medium Louisa Balshaw ist in der Gesellschaft gefragt, da die junge Frau Kontakt zu den Verstorbenen aufnehmen kann. Inspektor Swanson interessiert das
zunächst wenig, er ermittelt im mysteriösen Todesfall eines Straßenjungen in Covent Garden. Erst als…mehrLondon 1894: in den Salons der feinen Gesellschaft haben spiritistische Sitzungen, Geisterbeschwörungen und Hellseher Hochkonjunktur. Besonders das Medium Louisa Balshaw ist in der Gesellschaft gefragt, da die junge Frau Kontakt zu den Verstorbenen aufnehmen kann. Inspektor Swanson interessiert das zunächst wenig, er ermittelt im mysteriösen Todesfall eines Straßenjungen in Covent Garden. Erst als eine Spur genau zu dem Haus führt, in dem Louisa und ihr Bruder leben und ihre Seancen abhalten, wird der Inspektor auf das Medium aufmerksam.
Im inzwischen 5. Fall für den Chief Inspektor trifft der Leser auf eine Reihe bekannter Figuren. So sind neben dem Chief Inspektor auch Frederick Greenland, Oskar Wilde und Arthur Conan Doyle wieder mit dabei und unterstützen auch die Ermittlungen. Doch die heimliche Hauptfigur des Buches ist diesmal der 9 jähre Straßenjunge Billy, genannt Badger, der in dem Fall eine zentrale Rolle spielt, ist er doch der Freund des am Anfang ermordeten Meg. Badger ist pfiffig und hat viel von seinem Freund gelernt, auch wenn er für Mr. Specs, der ihm Unterkunft und Logis gewährt als Taschendieb und Informationsbeschaffer arbeiten muß, so will er doch wissen, was mit seinem Freund passiert ist und dazu beschreitet er ungewöhnlich Wege.
Der Krimifall braucht ein wenig um an Fahrt aufzunehmen, dafür erfährt man recht viel über Seancen und Geisterbeschwörungen, was natürlich dem Thema geschuldet ist und der ganzen Geschichte auch einen etwas unheimlichen Touch verleiht. Das Ganze ist aber unterhaltsam und informativ verpackt, so dass hier keine Langeweile aufkommt. Das Medium Louisa Balshaw gibt dem Inspektor zunächst Rätsel auf, glaubt die junge Frau doch fest an ihre Gabe und beteuert glaubhaft, dass die Geister zu ihr sprechen würde. Ein versierter Krimileser kann hier schon ahnen, wie sich alles auflöst, aber die Geschichte bietet noch genug Wendungen und Überraschungen, insbesondere was das Mordmotiv und die Mordmethode betrifft, so dass man über die Vorhersehbarkeit einiger Entwicklungen durchaus hinwegsehen kann.
Gekonnt läßt der Autor das viktorianische London auferstehen und zeichnet ein dichtes und plastisches Bild dieser Zeit, wobei nicht nur die eleganten Salons und Stadthäuser der Reichen vor den Augen des Lesers erscheinen, auch die düsteren Viertel von London wie Seven Dials oder die Situation der vielen Straßenkinder wird hier mit einem guten Schuß Sozialkritik thematisiert, so dass ein dichtes und stimmiges Bild der Zeit entsteht. Nebenbei erfährt man auch einiges über die damaligen Ermittlungsmethoden der Polizei und die beginnende Forensik.
Seine Charaktere hat der Autor mit Charme und individueller Ausstrahlung ausgestatte, sie sind in ihrer Zeit verhaftet und wirken dadurch glaubwürdig und authentisch. Wie schon gesagt ist diesmal die eigentliche Hauptfigur der kleine Badger, der sich mit seiner Pfiffigkeit und seinem Mut in das Herz des Lesers schleicht, doch auch das Wiedersehen mit den anderen Charakteren macht einfach Freude.
Insgesamt eine gelungene Fortsetzung der Serie um Inspektor Swanson, die ich Fans von viktorianischen Krimis uneingeschränkt empfehlen kann.
FaziT: ein stimmiger viktorianischer Krimi, der gut recherchiert mit lebendigen Figuren, viel zeitgemäßem Lokalkolorit und einem spannenden Krimifall überzeugt.