Zunächst sind wir Ihnen etwas schuldig. Die Inspiration ist in den vergangenen Monaten sprichwörtlich durch schwere See gefahren. Durch Corona und in den Nachwehen des Flutereignisses von 2021 ergab es sich, dass beide Redakteurinnen zeitgleich durch eine langwierige Erkrankung aus dem Rennen geworfen wurden und so die Arbeit an der Zeitschrift nicht weitergeführt werden konnte. Dies tut uns sehr leid und wir sind uns im Klaren, dass Sie sich vermutlich schon gefragt haben, ob hier noch etwas zu erwarten ist. Es kam wieder anders. Der Tod von Thomas Häußner, Verlagsleiter des Echter Verlags, hat dann für zusätzliche Verzögerung gesorgt. So kommt es, dass Sie in diesem Jahr zwei Doppelausgaben erwarten dürfen, von denen Sie die erste nun endlich in den Händen halten. Wir hoffen, dass sie Ihnen gefällt. Das vorliegende Heft befasst sich mit den Themen Ohnmacht und Ermächtigung. Die Machtlosigkeit – Wirklichkeit und Wahrnehmung von Menschen, Erfahrungen von Angst und Erwartung, von Widerstand und Verzweiflung. Aber dabei muss es und soll es nicht bleiben. Denn schon in den biblischen Erzählungen geht es oft darum, dass Menschen aus ihrer erfahrenen Ohnmacht, aus inneren und äußeren Zwängen herausgeführt werden. Aber nicht, um in eine neue Abhängigkeit zu geraten und einfach eine Ohnmacht gegen die andere auszutauschen. Gott schenkt Menschen das Rüstzeug zur Freiheit. Gerade heute, wo sich Konflikte und Bedrohungsszenarien in so vielen gesellschaftlichen Zusammenhängen zeigen, sehen wir es als wichtig an, dieser Form der Ermächtigung nachzugehen. Im Ringen um eine lebensförderliche Spiritualität, um eine eigene und erwachsene Gottesbeziehung trotz der offenkundigen Missstände in Kirche und Gesellschaft muss Macht und Ohnmacht kritisch reflektiert werden. Einer christlichen Lebenskunst und Spiritualität nachzugehen, die Ohnmacht wahrnimmt, Ermächtigung und Freiheit in den Mittelpunkt rückt und Macht und Mächte von verschiedenen Seiten beleuchtet, möchten wir in dieser Ausgabe Raum geben.