Die Mitte ist ein vielbeschworener Zustand und ein Ideal, dass uns unerreichbar nah vor Augen steht. Wir möchten gleichzeitig besonnen sein, eine ausgewogene Meinung haben und uns in der Mitte der Gesellschaft bewegen - denn dies verheißt Anerkennung. Gleichzeitig fürchten wir uns unbestimmt davor, mittelmäßig zu sein. Allein aus diesen kurzen Ideen heraus wird deutlich, dass die Mitte bei aller Sehnsucht nach ihr etwas Vulnerables ist, das wir vermutlich nicht so einfach erreichen können. Sie ist zudem vielfältiger, es gibt nicht schlicht die eine Mitte. Wir suchen unsere innere Mitte in der Beziehung zu Gott und/oder den Menschen, wir jagen der Mitte der Gemeinschaft der Glaubenden hinterher und möchten zugleich die Mitte der Gesellschaft als solidarische und freie Menschen erhalten wissen. Dabei ist es nicht nur ein Gefühl - diese Mitte der Gesellschaft, so sie denn als existent angenommen wird, wird immer leerer. Wir erleben eine zunehmende Polarisierung, egal ob es um Liberalismus oder Konservativismus, um die Radikalisierung in Politik oder Religion geht, ob um Meinung oder Wissenschaftlichkeit. Ein gutes Maß scheint nur noch schwer auszuhandeln zu sein. Viele Menschen haben nicht mehr die Möglichkeit, Muße oder auch nicht die Geduld oder die Chance, sich um ein sorgfältiges Abwägen zu mühen und erliegen so der Versuchung schneller Antworten. In dieser Ausgabe der Inspiration gehen die Autorinnen und Autoren verschiedenen Aspekten der Mitte nach: der geistlichen Mitte, der Mitte von sich versammelnder Gemeinde, der gesellschaftlichen Mitte und der Mitte als Raum. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Leseerfahrung!
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