Individuelle Identitätsentwürfe und deren Inszenierungen im Alltag, Abseitiges und Entfremdungserscheinungen stehen im Zentrum der künstlerischen Porträtfotografien von Diane Arbus (1923-1971). Wenn auch nicht politisch-feministisch motiviert, wird die geschlechtsspezifische Maskerade, wie sie sich in den Attributen und den Posen der Porträtierten manifestiert, in ihrem Werk sowohl in den Aufnahmen von Frauen im Alltag als auch bei der gegengeschlechtlichen Inszenierung von Transvestiten thematisiert. Arbus' Interesse galt vor allem der Kluft zwischen Absicht und Wirkung der Selbstdarstellung, dem Wechselspiel zwischen Verhüllung und Offenbarung. Scheinbar sachlich-dokumentarisch fokussierte sie die Brüchigkeit der Identitätsentwürfe, wobei ihre subjektive Sichtweise deutlich in die Bilder eingeschrieben ist. Vor diesem dualistischen Hintergrund untersucht Kathrin Feldhaus in der transdisziplinär angelegten Fragestellung den inszenatorischen Charakter von Identität und Geschlecht. Warum evozieren Posen, Schmuck und Attribute in Arbus' Aufnahmen unweigerlich den Eindruck einer Maskerade, was sagt das über die Identitätskonstruktion aus und wodurch erhält auch scheinbare ,Normalität' eine groteske Wirkung? Ausgewählte Werkgruppen aus der Hauptschaffenszeit in den 1960er Jahren werden auf ihre beiden inszenatorischen Ebenen - Modell und Fotografin - hin betrachtet, um die Wechselwirkung zwischen Maskerade und Demaskierung herauszustellen.
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