Diplomarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 2,3, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Finanzindustrie wird derzeit von verschiedenen Tendenzen geprägt. Globalisierung, technischer Fortschritt und Konzentration sind Faktoren, die gravierende Veränderungen auf den Finanzmärkten auslösen. Hierdurch haben die Interbankenmärkte in den letzten Jahrzehnten im Hinblick auf das Funktionieren des Finanzsystems immer größere Bedeutung gewonnen, und das moderne Finanzsystem ist heutzutage ohne Interbankenmärkte kaum mehr vorstellbar. Die Interbankenbeziehungen erzeugen ein dichtes Netz zwischen den Kreditinstituten, und dessen Beständigkeit basiert wesentlich auf dem Vertrauen der Akteure in das System.1 In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind Anzahl und Häufigkeit von Bankenkrisen stark angestiegen. Prominente Fälle sind hierbei die Asienkrise in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts und die immer noch andauernde Finanzkrise von 2007/2009. Die negativen Folgen dieser Krisen sind sehr groß. Dabei spielt die kurzfristige Refinanzierung von Banken im Interbankenmarkt als zentraler Verstärkungsmechanismus dieser Entwicklung eine große Rolle. Die Banken zählen zwar zu den am stärksten regulierten Institutionen einer Volkswirtschaft: dennoch konnten die derzeit gültigen Regulierungsstandards und Berichterstattungspflichten immer wiederkehrende Krisen nicht verhindern. Es stellt sich somit die Frage, welche Maßnahmen zur Vervollständigung der Regulierungsmaßnahmen getroffen werden müssen, um Krisen eines ähnlichen Ausmaßes wie in der Vergangenheit wirksam zu begegnen. Angesichts der beträchtlichen Folgen solcher Krisen wird gegenwärtig intensiv darüber diskutiert, wie die Interbankenmärkte reguliert werden könnten, um deren Funktionsstörung eventuell in Krisenzeiten zu verhindern, und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um den Schlüsselfaktor des Interbankenmarktes, nämlich das gegenseitige Vertrauen der Banken, aufrechtzuerhalten. Um derartige Regulierungen künftig realisieren zu können, müssen eine theoretische und eine empirische Grundlage zur Betrachtung von Interbankenbeziehungen vorliegen. Jedoch ist die Rolle solcher Interbankenbeziehungen bisher empirisch kaum bzw. unzureichend analysiert worden. Die Wahrnehmung von Risiken auf einer Systemebene anstelle der bisher vorherrschenden Betonung von Institutsrisiken sowie die vollständige Datensammlung von bilateralen Interbankenbeziehungen, die die Analyse von empirischen Untersuchungen ermöglicht, sind relevante Voraussetzungen zur wissenschaftlichen Analyse.
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