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Der Siegeszug des Internets ist unaufhaltsam. Zugleich verschärft sich die Debatte zwischen Netzoptimisten und Kritikern. Ob Google Street View, der digitale Mob oder die heiklen Datenmassen auf Facebook und Wikileaks - das Internet verändert unseren Alltag und sorgt für gesellschaftspolitische Diskussionen mit teils kulturkampfartigen Zügen: Macht uns das Smartphone freier oder abhängiger? Sind soziale Medien gut oder schlecht für das Sozialleben? Beeinflusst das Netz unsere Wahrnehmung, unser Denken? Hilft es den Kreativen, oder zerstört es geistiges Eigentum? Unterstützt es die…mehr

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Produktbeschreibung
Der Siegeszug des Internets ist unaufhaltsam. Zugleich verschärft sich die Debatte zwischen Netzoptimisten und Kritikern. Ob Google Street View, der digitale Mob oder die heiklen Datenmassen auf Facebook und Wikileaks - das Internet verändert unseren Alltag und sorgt für gesellschaftspolitische Diskussionen mit teils kulturkampfartigen Zügen: Macht uns das Smartphone freier oder abhängiger? Sind soziale Medien gut oder schlecht für das Sozialleben? Beeinflusst das Netz unsere Wahrnehmung, unser Denken? Hilft es den Kreativen, oder zerstört es geistiges Eigentum? Unterstützt es die Demokratisierung der Welt, oder erlaubt es Diktaturen die totale Überwachung? Die beiden Internet-Vorreiter Kathrin Passig und Sascha Lobo kennen die Streitfälle und Positionen zum Netz. Nun, nach der ersten großen Welle der digitalen Revolution, ziehen sie Bilanz: Sie erörtern klug, unterhaltsam und mit enormer Sachkenntnis alle drängenden Probleme, geben Antworten und wagen den Ausblick, wohin sich unsere vernetzte Welt entwickeln wird. Ein wichtiger, klärender Beitrag zur Debatte, eine glänzende Analyse unserer Gegenwart und ein Blick in die Zukunft.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Kathrin Passig, geboren 1970, ist eine Vordenkerin des digitalen Zeitalters. Sie ist Mitbegründerin der Zentralen Intelligenz Agentur in Berlin sowie des Blogs «Techniktagebuch». 2006 gewann sie in Klagenfurt sowohl den Bachmann-Preis als auch den Publikumspreis. Die «Sachbuchautorin und Sachenausdenkerin» (Passig über Passig) veröffentlichte u. a. 2007 das «Lexikon des Unwissens» (mit Aleks Scholz) und 2012 «Internet - Segen oder Fluch» (mit Sascha Lobo). 2016 wurde Kathrin Passig mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay ausgezeichnet. Sascha Lobo, geboren 1975, ist Strategieberater, hält regelmäßig Fach- und Publikumsvorträge und veröffentlicht auf "Spiegel Online" wöchentlich seine Kolumne "Mensch-Maschine" über die digitale Welt. 2006 erschien "Wir nennen es Arbeit" (mit Holm Friebe), 2008 "Dinge geregelt kriegen" (mit Kathrin Passig).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2012

Gemeinsam einsam unter Freunden

Alles schon mal da gewesen? Das Autorenduo Kathrin Passig und Sascha Lobo schreibt selbstironisch über das Internet - und liegt mit seinen Befunden häufig ziemlich weit daneben.

Eine Nummer kleiner geht es wohl nicht, wenn man weiterhin zu dem wachsenden Stab der deutschen Social-Media-Vordenker gehören möchte: "Internet" heißt das neue Buch des Autorenduos Kathrin Passig und Sascha Lobo. Sie nähern sich darin dem Internet nicht als technischem Gebilde, sondern als sozialem Raum und beleuchten aktuelle Phänomene, die dort zu beobachten sind und über die teilweise heftig gestritten wird. Sie schaffen es mit einer reflektierten Draufsicht, das eigene Biotop unaufgeregt zu analysieren.

Der Untertitel lautet "Segen oder Fluch", das fehlende Fragezeichen ist programmatisch. Denn wäre es als Frage formuliert, hätte der Leser Antworten erwarten können. Was er stattdessen erhält, ist eine Darstellung von Konfliktlinien und die Gegenüberstellung gegensätzlicher Positionen. Dieses "Lagerdenken" und die Argumente von oft holzschnittartig dargestellten Technikskeptikern und Technikeuphorikern werden skizziert und beleuchtet. Was wohl absichtlich fehlt, ist die eigene Meinung der Autoren, sie vermeiden zu allen Themen eine klare Positionierung. Nachgezeichnet werden Diskussionen eher als abgespeckte Diskursanalyse. Sparsam eingestreut in das Buch sind nicht ganz ernstgemeinte Argumentationshilfen, die allerdings inhaltlich von brillant und vielschichtig bis bemüht und peinlich pendeln.

Dominierend sind netzpolitische Fragen: Die spannende politische Diskussion um Netzsperren wird kenntnisreich nachgezeichnet, das Entstehen neuer Öffentlichkeiten im Netz von mehreren Seiten betrachtet, auf Fragen der Netzneutralität eingegangen, dabei stets das Disruptive der Technologien betont. Kurz: Es geht ihnen um die neue "fünfte Gewalt". In einem etwas schnoddrigen, schnörkellosen, aber immer selbstironischen Ton, gespickt mit Anekdoten und Geplänkel, geht es auch um Themen wie die Filtersouveränität und die sogenannte Filterbubble, um Fragen der Beschleunigung und der überbordenden Informationsmenge, um Kollaboration mit technischen Mitteln oder die Einsamkeit zwischen lauter Facebook-"Freunden".

Hätte das Buch ein Glossar, wäre unter dem Facebook-Verweis eine Liste mit hundert Fundstellen. Die Betrachtung des Internets hat daher etwas Schlagseite, dürfte dafür aber die Lebenswelt vieler Leser treffen. Entsprechend geprägt ist das Kapitel zur Privatsphäre im Netz, das mit dem Hinweis endet, man könne sich Facebook heutzutage einfach nicht mehr entziehen. Das liegt offenbar außerhalb der Vorstellungskraft der Autoren. Während viele der analysierten Netz-Streitigkeiten facettenreich und vielseitig sind, wird es bei anderen heftig diskutierten aktuellen Netzfragen allzu oberflächlich, manchmal gar ärgerlich platt.

Dazu gehört der von den Autoren als "ewiger Streit" ausgemachte "Netzkampf zwischen Kontrolle und Freiheit". Hier stünden sich "kontrollfixierte Sicherheitsfans" und freiheitlich orientierte Netzaktivisten unversöhnlich gegenüber. Die Autoren tragen schon zu Beginn vor, dass zum Erklären der gegensätzlichen Positionen ein Schwarzweiß-Zeichnen unumgänglich wäre. Allerdings führt das an mancher Stelle dazu, dass die konfligierenden Standpunkte stark überzeichnet werden. Das Leben besteht bekanntermaßen nicht aus Schwarz und Weiß, sondern überwiegend aus Grautönen.

Zudem verwechseln sie konsequent und nicht nur begrifflich Kontrolle mit Sicherheit. Mal heißt es, es stünde "Sicherheit oder Freiheit" zur Auswahl, dann wieder "Kontrolle oder Freiheit". Dieses Gleichsetzen von Kontrolle und Sicherheit ist aber kein sprachlicher Lapsus, sondern offenbar Absicht: Nach Ansicht der Autoren sei die selbstprogrammierbare Maschine zwar die "Manifestation der digitalen Freiheit", aber zugleich der Grund, "warum Computer von Viren befallen werden können, Fernseher aber nicht". Vielleicht sollten sie sich mal einen internetfähigen Fernseher zulegen, auf dem gibt es auch Viren.

Heftig ausgetragene Konflikte wie beim Urheberrecht meiden Passig und Lobo nicht; und sie wagen sich an große Fragen über das Netz im engeren Sinne hinaus, etwa die, ob die Technik uns entmündigt. Dabei ziehen sie wie in allen Kapiteln des Buches Diskussionen aus der Vergangenheit heran. Denn tatsächlich ist - mit anderen technischen Vorzeichen - vieles bereits früher in akademischen oder öffentlichen Zirkeln diskutiert worden. Der im Buch häufig wiederholte Hinweis, dass uns heute umtreibende Sorgen gar nicht so neu seien und in vergangenen Generationen nicht nur diskutiert, sondern gelegentlich auch zur Zufriedenheit gelöst wurden, soll wohl beruhigen.

Alles schon mal dagewesen, alles bereits unter anderen technischen Bedingungen besprochen. Doch das trifft beileibe nicht immer zu, denn unter den großen und kleinen Technik-Auguren, deren Gedanken zitiert oder paraphrasiert werden, sind eben auch diejenigen Denker, die neuartige Problemfelder durch ihre Schriften erst eröffneten. So etwa Joseph Weizenbaum, der - wie so oft - auch in diesem Buch auf sein Programm "Eliza" reduziert wird. Sein wegweisendes Werk "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" widme sich "theoretischen Fragen" und diese seien zudem "lange vor Weizenbaum" aktuell gewesen, schreiben die Autoren. Weiter daneben kann man leider kaum liegen.

Immerhin warten Passig und Lobo am Ende mit einem Highlight auf: Die Autoren enthüllen, welche Themen es aus Platzgründen nicht ins Buch geschafft haben. Es sind demnach mindestens ein Dutzend Nachfolgebücher zu erwarten. Hoffentlich werden auch diese den lakonischen Ton und den Schuss Selbstkritik bewahren.

CONSTANZE KURZ

Kathrin Passig und Sascha Lobo: "Internet - Segen oder Fluch".

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2012. 320 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Klage über die Oberflächlichkeit der digitalen Gesellschaft, wie man sie jüngst in einer Talk-Show aus dem Mund Helmut Schmidts vernehmen konnte, sieht Jens Bisky dankenswerterweise fundiertere Reflexionen in Kathrin Passigs und Sascha Lobos Buch "Internet. Segen oder Fluch" zur Seite gestellt. Das Buch scheint dem Rezensenten das geeignete Hilfsmittel, sich jenseits von reflexartigen Abwehrbewegungen oder kritikloser Inanspruchnahme mit dem Nutzen und den Schattenseiten des Internets auseinanderzusetzen. Den pointierten Spott, den die Autoren gegen nervende Vorurteile loslassen, findet Bisky nicht immer so treffsicher. Viel lohnender scheinen ihm die Passagen, in denen es Lobo und Passig um Informationen geht und sie sich an die "Beschreibung von Konfliktfeldern" machen. Dort können die Autoren dieses Buch sehr gut verdeutlichen, wo die "Chancen" des Netzes liegen, ohne die "destruktive Seite" digitaler Prozesse unter den Teppich zu kehren, so der Rezensent anerkennend.

© Perlentaucher Medien GmbH
Toll. Lesenswert. Allen Computer-Spackos und auch denen, die es nicht werden wollen, sei dieses Buch empfohlen. Frankfurter Rundschau