Intuition steht einerseits für Anschaulichkeit, andererseits für Unmittelbarkeit und dann auch für die Verbindung von beidem. Der Vortrag behandelt in erster Linie das Verständnis des Intuitiven im Sinne des Unmittelbaren. Von psychologischer Seite wird betont, dass intuitive «Bauchentscheidungen» häufig zuverlässiger seien als diskursive Begründungen. In erkenntnis- und wissenschaftstheoretischer Hinsicht steht damit insbesondere die Rolle der Logik auf dem Prüfstand.Nach einem begriffsgeschichtlichen Überblick wird der Gegensatz zwischen intuitiver und diskursiver Erkenntnis an Beispielen aus Literatur, Kunst, Naturwissenschaft und Rechtswissenschaft untersucht, mit dem Ergebnis, dass der Gegensatz in ein komplementäres Verhältnis zu überführen ist. Es erweist sich, dass die Intuition auch in den Wissenschaften eine wesentliche Erkenntnisquelle mit Blick auf den heuristischen Entdeckungszusammenhang (context of discovery) ausmacht, die intuitiv gewonnenen Ergebnisse aber letztlich einer diskursiven Rechtfertigung im Rahmen des Begründungszusammenhangs (context of justification) bedürfen.
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