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Inventing the Market: Smith, Hegel, and Political Theory analyses the constructions of the market in the thought of Adam Smith and Georg Wilhelm Friedrich Hegel and discusses their relevance for contemporary political philosophy. Combining the history of ideas with systematic analysis, it contrasts Smith's view of the market as a benevolently designed 'contrivance of nature' with Hegel's view of the market as a 'relic of the state of nature.' The differences in their views of the market are then connected to four central themes of political philosophy: identity, justice, freedom, and history.…mehr

Produktbeschreibung
Inventing the Market: Smith, Hegel, and Political Theory analyses the constructions of the market in the thought of Adam Smith and Georg Wilhelm Friedrich Hegel and discusses their relevance for contemporary political philosophy. Combining the history of ideas with systematic analysis, it contrasts Smith's view of the market as a benevolently designed 'contrivance of nature' with Hegel's view of the market as a 'relic of the state of nature.' The differences in their views of the market are then connected to four central themes of political philosophy: identity, justice, freedom, and history. The conceptualization of the labour market as an exchange of human capital or as a locus for the development of a professional identity has an impact on how one conceptualizes the relation between individual and community. Comparing Smith's and Hegel's views of the market also helps to understand how social justice can be realized through or against markets, and under what conditions it makes sense to apply a notion of desert to labour market outcomes. For both authors, markets are not only spaces of negative liberty, but are connected to other aspects of liberty, such as individual autonomy and political self-government, in subtle and complex ways. Seeing Smith's and Hegel's account of the market as historical accounts, however, reminds us that markets are no a-historical phenomena, but depend on cultural and social preconditions and on the theories that are used to describe them. The book as a whole argues for becoming more conscious of the pictures of the market that have shaped our understanding, which can open up the possibility of alternative pictures and alternative realities.

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Autorenporträt
Lisa Herzog studied philosophy, political theory, history, and economics at the Universities of Munich and Oxford and completed her doctoral thesis in political theory as a Rhodes Scholar at New College, University of Oxford. Her areas of research include political philosophy, philosophy of the market, business ethics, and the history of political and economic thought. Her work has appeared in journals such as Philosophy, Politics and Economics, Journal of Politics, and Deutsche Zeitschrift für Philosophie, and she occasionally writes for newspapers such as Die ZEIT. She has received the Sir Ernest Barker Prize for the Best Dissertation in Political Theory and the Ernst Bloch Förderpreis. In 2014/15 she was a postdoctoral fellow at the Center for Ethics in Society, Stanford University. She is currently a postdoctoral researcher at the Institut für Sozialforschung and Cluster "Normative Orders", Goethe University, Frankfurt, Germany.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2013

Ein anderer Markt
Lisa Herzog zwischen Smith und Hegel

Ein Önologe fragt sich nicht jeden Tag, ob und warum es Wein geben soll, kann, darf oder muss und wie er Wein eigentlich denken soll. Genauso wenig zerbrechen sich die meisten Ökonomen den Kopf über Ursache, Legitimation und gedankliche Zugänge zum Markt als sozialem Phänomen. Er ist eben ihr Untersuchungsgegenstand. Wenn aber die Ökonomen diese komplizierten, müßig erscheinenden Hintergrundfragen den Philosophen überlassen, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn sie die Deutungshoheit über ihr eigenes Fach verlieren. Wer wissen will, wo die zunehmend vehementen Klagen über den Kapitalismus und über die Ökonomisierung aller Lebensbereiche ihre geistigen Wurzeln haben, der muss tief in die philosophische Ideenwelt eintauchen. Man darf sich hierfür getrost Lisa Herzog anvertrauen, die als Ökonomin und Philosophin eine exzellente Brückenbauerin ist.

Die am Frankfurter Institut für Sozialforschung beheimatete Wissenschaftlerin stellt in ihrem spannenden Buch zwei Denker und deren Zugang zum Markt einander gegenüber, die auf den ersten Blick kaum konträrer sein könnten: Adam Smith (1723 bis 1790) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831). Der schottische Moralphilosoph Smith gilt als Aufklärer, als Begründer der modernen Nationalökonomie, als Freund des Laissez-faire, als Erfinder des mystischen Begriffs von der "unsichtbaren Hand" - und vielen Kritikern als Wegbereiter eines naiven, kaum menschengerechten Neoliberalismus.

Der schwäbische Philosoph Hegel indes gilt als führender Vertreter des Staat und Vernunft überhöhenden deutschen Idealismus, als Dialektiker und Determinist, überzeugt von der Unausweichlichkeit des Fortschritts im Laufe der Geschichte - und als Wegbereiter von Polizeistaat wie Marxismus. Eine Polarisierung liegt nahe. Doch Herzog betrachtet nicht nur das Trennende. Sie arbeitet auch das Verbindende heraus: die Einsicht in die soziale Einbettung des Menschen ebenso wie die Anerkennung der Freiheit stiftenden und Wohlstand generierenden Wirkung des Markts. In dieser Schnittmenge hofft sie auf eine Lösung des Konflikts zwischen Freunden und Feinden des Kapitalismus.

Bevor sie sich mit schwierigen Einzelthemen wie Gerechtigkeit, Verdienst und Tugend befasst, untersucht Lisa Herzog den allgemeinen Blick von Smith und Hegel auf den Markt. Sie tut dies so sorgfältig wie kritisch und fair. Smith erscheint insgesamt als Denker, der das Problemlösungspotential des Marktes erstmals voll erfasst hat; während der jüngere Hegel diese Einsicht zwar gelten ließ, aber vor allem betonte, dass der Markt als von menschlichen Institutionen geschaffene Erscheinung neue Probleme schaffe. Es kristallisiert sich heraus, dass die unterschiedlichen Schlussfolgerungen, zu denen die Denker gelangten, viel mit ihrem Menschenbild und ihren metaphysischen Annahmen zu tun haben. Erst wenn man sich diese bewusstmache, sei es möglich, ein qualifiziertes Urteil über die Theorien zu fällen, um sich ihnen anzuschließen, sie fortzuführen oder sie zu verwerfen, mahnt Herzog. Ökonomen sollten sich vor einer solchen Standortbestimmung nicht drücken.

Die Autorin verortet Smith in der Tradition der griechischen Stoiker und des Naturrechts. Sie schließt sich dabei der in Fachkreisen sich allmählich durchsetzenden Einschätzung an, dass Smith als Deist einzustufen ist: als jemand, der sich Gott als den Schöpfer jener Natur und jenes natürlichen Systems der gesellschaftlichen Koordination vorstellt, das der Mensch hoffen darf, mittels seines Verstandes zu ergründen.

Dieser Gott greift ins laufende Geschehen auf Erden aber nicht mehr ein; mit dem Schöpfungsakt ist sein Tun abgeschlossen. Wenn die Natur aber von Gott geschaffen ist, schreibt Herzog, dann folgt aus der Beschreibung des wahren Seins der Dinge ein Sollen - auch bei Smith.

An diesem Punkt verweigert die Autorin dem schottischen Aufklärer die Gefolgschaft und ruft dazu auf, sich mit den konkreten Voraussetzungen zu befassen, unter denen der Markt die erhofften segensreichen Wirkungen zeitigen kann. "Die Wirtschaft muss wachsen", schreibt sie, diese Annahme trage "immenses Gewicht" bei Smith. Dies war der ökonomische Hintergrund, vor dem er schrieb. Zudem müsse Wettbewerb herrschen. Es dürfe keine unerwünschten Nebenwirkungen wirtschaftlichen Handelns auf Dritte geben. Die Menschen müssten sozial mobil sein sowie kognitiv und psychisch in der Lage, sich autonom und rational um ihr Wohl zu kümmern. Die politischen Institutionen müssten fehlerfrei funktionieren. Erst dann könne man mit Smith hoffen, dass der Markt jedermann diene. Doch all dies sei nicht selbstverständlich.

Herzog sieht sich mit diesen Bedenken bei Hegel besser aufgehoben, auch wenn sie sein philosophisches System als Ganzes mitsamt seinen konkreten politischen Folgen für problematisch hält. Sie kämpft sich durch den Begriffsnebel und berichtet, dass Märkte für Hegel "inhärent instabil und unvorhersehbar" waren, ein "Schlachtfeld, auf dem jedermann gegen jedermann kämpft", ein "Überbleibsel des Naturzustands".

Hieraus spricht die Schreckensdiagnose von Thomas Hobbes, dass ohne einen (absoluten) Staat die Menschen einander zum Wolf werden und das Leben "einsam, arm, brutal und kurz" ist. Auch Smith begründete die Existenz und Rolle des Staates mit Hobbes, blieb mit Blick auf das Wesen der Menschen und die mögliche Harmonie ihres Miteinanders aber frohen Muts.

Den Protestanten Hegel, der vor dem Hintergrund von zwei Dekaden sinkender Löhne und steigender Armut in Deutschland schrieb, quälte große Sorge. Deshalb rief er nach dem Staat als Verkörperung eines ethischen Ideals. Dieser sollte der Gesellschaft aktiv eine Richtung, eine Moral und einen Zusammenhalt geben. Die Autorin nennt Hegel einen frühen Kommunitarier. Wie tief sie sich ihm trotz ihrer grundsätzlichen Distanzierung verbunden fühlt, offenbart sie im Schlusskapitel, das in die pathetischen Worte mündet: "Wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass Märkte anders sein können, als sie es heute sind." Das Buch ist trotzdem hervorragend.

KAREN HORN.

Lisa Herzog: Inventing the Market. Smith, Hegel, and Political Theory.

Oxford University Press, Oxford 2013 184 Seiten, 50 Pfund.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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