Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum, Sprache: Deutsch, Abstract: Die westliche Analyse der Geschichte der nahöstlichen Gesellschaften und Staaten ist nach wie vor geprägt von den Versuchen, mit europäischen Kategorien und Begriffen Erklärungsansätze zu finden. So wurde ausgehend von der Annahme, dass Gesellschaften sich über den Feudalismus zum Kapitalismus entwickeln würden, nach einem „islamischen Feudalismus“ gesucht. Während frühere Autoren wie Karl Marx den nahöstlichen Gesellschaften die Fähigkeit „Produktivkräfte autonom zu entwickeln und einen geschichtlichen Veränderungswillen zu verkörpern“ absprachen, entdeckten spätere Autoren im iqta - System den „islamischen Feudalismus“. So konnte die europäische Vorstellung von einem Lauf der Geschichte hin zum Kapitalismus – oder Kommunismus, je nach Autor – bewahrt werden, ohne die Fähigkeit zur gesellschaftlichen Fortentwicklung in der islamischen Welt grundsätzlich negieren zu müssen. Um untersuchen zu können, ob das iqta -System in wesentlichen Punkten mit dem europäischen Feudalismus übereinstimmt, müssen in einem ersten Schritt die Voraussetzungen und die Entstehung des iqta - Systems unter der buyyidischen Herrschaft dargestellt werden. Dabei sollen ebenfalls die Rolle des iqta in der staatlichen Organisation und die Finanzierung des Militärs deutlich werden. In einem zweiten Schritt sollen die Entwicklungen unter der ayyubidischen Herrschaft dargestellt werden. Darauf folgt die Systematisierung und staatliche Reorganisierung des iqta -Systems unter der mamlukischen Herrschaft. Dabei werden die Landvermessungen als Mittel zur Machtumverteilung besonders berücksichtigt. Abschließend wird das iqta -System mit dem europäischen Feudalismus in wenigen zentralen Punkten verglichen. Dabei spielt das Verhältnis von zentraler staatlicher Macht und lokaler, bzw. regionaler Herrschaft eine wichtige Rolle, ebenso wie die Frage der Machtbefugnisse.