***Zum Buch***
Seit dem letzten Band sind 14 Jahre vergangen. Thursday lebt mit ihrem Mann Landon und ihren Kindern Friday, Tuesday und Jenny in Swindon. Dort geht sie offiziell einem Job in einer Teppichverlegefirma nach. In Wahrheit ist dies aber nur der Deckmantel für ihre Arbeit bei der
Jurisfiktion. Und wie immer gibt es auch diesmal in der Buchwelt Probleme. Die Leserzahl sinkt rapide.…mehr***Zum Buch***
Seit dem letzten Band sind 14 Jahre vergangen. Thursday lebt mit ihrem Mann Landon und ihren Kindern Friday, Tuesday und Jenny in Swindon. Dort geht sie offiziell einem Job in einer Teppichverlegefirma nach. In Wahrheit ist dies aber nur der Deckmantel für ihre Arbeit bei der Jurisfiktion. Und wie immer gibt es auch diesmal in der Buchwelt Probleme. Die Leserzahl sinkt rapide. Deshalb ist der Gattungsrat auf die phänomenale Idee gekommen, Bücher in interaktive Reality-Shows umzuwandeln, bei denen die Leser Figuren aus dem Buch voten können. Das muss natürlich verhindert werden. Nebenbei läuft noch ein Mörder in der Buchwelt herum, der gerade Sherlock Holmes getötet hat. Auch dies muss schnellstens wieder gerade gebogen werden, da sich ansonsten alle späteren Bände in Luft auflösen.
Doch auch in der realen Welt geht es drunter und drüber. Thursday Sohn Friday sollte eigentlich schon vor drei Jahren der Chronogarde beigetreten sein, deren Chef er in etlichen Jahren sein wird, wie alle durch frühere Begegnungen mit seinem älteren Selbst wissen. Doch Friday denkt überhaupt nicht daran, sondern gammelt faul herum. Dummerweise droht die Auflösung der Welt, wenn man nicht endlich den Punkt der Zeit findet, an dem das Zeitreisen erfunden wird, deren Technologie man schon vorab benutzt. Und nur Friday ist begabt genug um dieses Dilemma in den nächsten paar Tagen zu lösen.
***Meine Meinung***
Dass man um dieses Buch (und auch die anderen Bände) zu lesen ein paar Gehirnwindungen verknoten und einige Synapsen neu vernetzen muss, ist sicher schon beim Lesen meiner Inhaltsangabe aufgefallen.
Geht man jedoch dieses Abenteuer ein wird man mit vergnüglichen Stunden jenseits des Fantasy-Einheitsbreis belohnt. Jasper Fforde hat eine ganz eigene Art zu schreiben. Vollkommen irrsinnige Ideen und Technologien stellt er vollkommen logisch dar. Beispielsweise die Übertragung der Buchinhalte in die Köpfe der Leser. Denn Bücher sind eben nicht nur Buchstaben. Nein. In der Buchwelt wird die Erzählung von den Figuren durchgespielt, über die Kernkammer des Buches durch das große Nichts des Inter-Genre-Raumes in die TextZentrale gesendet, wo sie durch riesige Storycode-Maschinen in die Vorstellung der Leser übertragen wird. Eine Erklärung wie das genau funktioniert gibt es nicht, es funktioniert weil es zweckmäßig ist, wie vieles in der Buchwelt und überhaupt in den Geschichten von Jasper Fforde.
Auch diese Geschichte lebt von seinem unglaublichen Ideenreichtum, der rasanten Erzählweise und seinen teils genialen Wortschöpfungen. Hier muss der Übersetzungsarbeit ein großes Lob ausgesprochen werden, jedes noch so erfundene Wort passt perfekt in den Kontext. Wobei ich mir teilweise unter den erfundenen Wörtern mehr vorstellen konnte, als unter benutzten Fremdwörtern.
Denn man darf sich nicht täuschen lassen. Obwohl sich die Geschichte vielleicht eher unsinnig anhört, ist die Sprachwahl durchaus gehoben und man durchaus konzentriert bei der Sache sein. Einfaches über die Zeilen huschen, sich berieseln lassen oder gar nur querlesen ist hier nicht möglich.
Wie auch in den anderen Bänden sind die Handlungen von Thursday (soweit sie sich logisch erklären lassen) durchaus nach zu vollziehen. Man fiebert mit, kann das Buch kaum aus der Hand legen. Auch die Begegnungen mit bekannten Romanfiguren, hier vor allem die Bennets aus „Stolz und Vorurteil“ machen einen großen Reiz aus. Ganz nebenbei werden auch kleine kritische Seitenhiebe an die herrschende Konsumgesellschaft verteilt, die alle (eingebildeten) Bedürfnisse jetzt und sofort befriedigen muss, und vor dem TV verblödet.
Und eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Es gibt eine Fortsetzung, denn das Buch endet mit einem gewaltigen Kliffhänger. Denn wenn sich auch vieles zum Guten wendet – in der Buchwelt treibt ein Serienkiller sein Unwesen.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Jedoch sollte man die Vorgängerromane zuvor gelesen haben.