Das ist die Geschichte einer schwierigen, nicht konfliktfreien Annäherung. Christian, der in einem Heim in Berlin lebt, seit seine Eltern bei einem Badeunfall ums Leben gekommen waren, soll wieder Eltern bekommen. Wieder richtige Eltern. Inselfischer Hinnerk Puttbreese und seine Frau wollen den Jungen adoptieren und laden ihn probeweise zu sich an die Küste ein. Puttbreese, der einen eigenen Kutter besitzt, hat allerdings auch einen Hintergedanken. Gern möchte er, dass aus Christian eines Tages ein Fischer wird wie er und dass er den Kutter übernimmt. Aber taugt denn Christian überhaupt für das Leben an der Ostsee und für diesen Beruf? Ein bisschen spillerig sieht er ja man aus, dieser schmächtige Hüpper aus Berlin, denkt Puttbresse. Außerdem müssen sie sich alle erst mal aneinander gewöhnen. Und da gibt es noch ganz anderen Schwierigkeiten für Christian. Gut, dass da plötzlich sein Freund Rotfuchs, der wiedermal aus dem Heim abgehauen ist, an der Küste auftaucht … LESEPROBE: Als Stunden später im Hafen neben Rotfuchs auch Christians Kopf aus der dämmrigen Vorderpiek taucht, verschlägt es Hinnerk Puttbreese zunächst die Sprache. Dann jedoch unterzieht er - vor der Kapp knieend - die Jungen einem strengen Verhör: Was und wie, und wann und warum? Und wer überhaupt diese dreimal verrückte Idee gehabt hätte. „Na, raus mit der Sprache!“ Rotfuchs schweigt. Er hat genug von Puttbreeses Wutausbrüchen. Christian dagegen sausen tausend Gedanken durch den Kopf. Womit könnte er den Onkel beschwichtigen, damit er ihn nicht schon morgen zurückschickt nach Berlin? „Ich!“, sagt er schließlich. „Es war meine Idee, Rotfuchs unseren Kutter zu zeigen. Und außerdem ... außerdem wollten wir dir ein bisschen helfen beim Fischen.“ Das letzte ist zwar eine Lüge, aber sie wirkt Wunder auf den erzürnten Puttbreese. Dieser Bengel! staunt er. Scheint mehr Courage zu besitzen, als man ihm zutraut, wenn er auch man lütt und spillerig ist und einem Puttbreese so ganz und gar unähnlich von Gestalt. Egal, Ansch hat sich immer ein Kind gewünscht zum Bemuttern und Betuddern, zum Herausputzen und zum Liebhaben ... „Und wie soll ich euch Bande unbemerkt vom Kutter schmuggeln?“, fragt er daher weit weniger wirsch. „Duster wird’s erst in ein paar Stunden.“ Der alte Katlow nimmt ihm die Antwort ab. „Da hab ich denn ja doch richtig gesehen da draußen! Ich dacht’, du hast Besuch vom Klabautermann, Hinnerk, und nu sind’s sogar zwei! Oha, Hans-Heinerich! Oha!“