Was will die Falsafa? Der Gelehrte Al-Ghazali stellt fest: Sie will belehren und erziehen. Zu diesem Zweck stellt sie Behauptungen auf. Doch worauf stützen sich diese? Was kann die Falsafa wirklich wissen? Al-Ghazali und Ibn Taymiyya untersuchen auf je eigene Weise das komplizierte Verhältnis von Erkenntnis, Metaphysik und Deutungshoheit und entwickeln ihre Kritik an der Falsafa, womit sie zugleich die Geschichte der islamischen Philosophie weiterschreiben. Metaphysik ist ihnen zufolge nur dann ein sinnvolles Unterfangen, wenn man erklären kann. Erklären ist aber etwas anderes, als Gefolgschaft zu den Behauptungen antiker Philosophen zu organisieren. Al-Ghazalis Erkenntniskritik und Ibn Taymiyyas Sprachtheorie erschütterten das Selbstverständnis der Falsafa und machten den Weg frei für neue philosophische Wege. Insbesondere gilt das Hauptaugenmerk Al-Ghazalis Friedensphilosophie, die innerislamisch im Streit zwischen den Konfessionen und Lehrschulen vermitteln will. Dieser Bezug zur Lebenswirklichkeit der Menschen seiner Zeit verdeutlicht, was islamische Philosophie im geisteswissenschaftlichen Gebäude des Islam sein kann: ein besonderer Ort des Nachdenkens über die Würde des Menschen, das menschliche Leben und den Dialog zwischen den Religionen.
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