Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war Island Ehrengast. Rund 40 isländische Autoren stellten sich und ihre Werke auf der weltgrößten Bücherschau vor. Zwei Monate zuvor wurde die isländische Hauptstadt Reykjavík in den illustren Kreis der UNESCO-Literaturstädte (der bisher 29 Städte umfasst)
aufgenommen, denn mit ihrem unschätzbaren Erbe von mittelalterlicher Literatur, darunter die Sagas,…mehrAuf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war Island Ehrengast. Rund 40 isländische Autoren stellten sich und ihre Werke auf der weltgrößten Bücherschau vor. Zwei Monate zuvor wurde die isländische Hauptstadt Reykjavík in den illustren Kreis der UNESCO-Literaturstädte (der bisher 29 Städte umfasst) aufgenommen, denn mit ihrem unschätzbaren Erbe von mittelalterlicher Literatur, darunter die Sagas, die Edda und das Isländerbuch, hat sie eine herausragende, literarische Geschichte aufzuweisen.
Das Interesse an der isländischen Literatur ist also groß und so ist es äußerst erfreulich, dass in der erfolgreichen Reihe „Metzler Literaturgeschichten“ jetzt eine ausführliche Darstellung der isländischen Literatur erschienen ist. Jürg Glauser, Professor für Nordische Philologie an den Universitäten in Basel und Zürich, der als Herausgeber auch schon für die „Skandinavische Literaturgeschichte“ verantwortlich war, präsentiert hier nun die Literatur Islands in vier Kapiteln von der mittelalterlichen Dichtung bis zur zeitgenössischen Literatur des 21. Jahrhunderts.
Im einleitenden Kapitel 1 geht es um allgemeine Aspekte der isländischen Geschichte, Kultur und Sprache. Im anschließenden Kapitel 2 untersucht der Autor das Verhältnis von Landschaft, Geschichte und Nation, wobei er auf die vielen Islandbilder näher eingeht, die man sich durch die Jahrhunderte hindurch in und außerhalb Islands von der Insel gemacht hat.
Kapitel 3 gibt schließlich einen Überblick über die isländische Literatur vom Mittelalter bis zur Moderne, wobei die beiden Handschriften der „Edda“ aus dem 13. Jahrhundert, der Buchdruck seit der frühen Neuzeit und die Poetik der Rotalge im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das abschließende Kapitel 4 „Isländische Literatur im 21. Jahrhundert“ setzt sich zunächst mit dem umfangreichen Prosawerk von „Islands Schriftsteller“ Halldór Laxness auseinander, ehe dann die Literatur der „kleinen Metropole“ Reykjavik und der aktuellste Stand der isländischen Gegenwartsliteratur vorgestellt werden.
Gemeinsam mit den detailreichen Textbeiträgen geben ca. 50 Schwarz-Weiß-Abbildungen (Landschaftsaufnahmen, Buchcover usw.) einen kulturgeschichtlich aussagekräftigen und lebendigen Überblick zur isländischen Literatur und unterstützen dabei die Anschaulichkeit. Ein umfassender Anhang mit Anmerkungen, einer Zeittafel, mit Personen- und Werkregister sowie einer weiterführenden Bibliografie erhöhen die Benutzbarkeit des Bandes.
Fazit: Eine informative Literaturgeschichte, die um Anschluss an neuere Forschungsentwicklungen und Fragestellungen bemüht ist. „Island - Eine Literaturgeschichte“ ist eine wertvolle Ergänzung der beliebten Reihe „Metzler Literaturgeschichten“.
Manfred Orlick