Was geht in einem Land vor, in dem Sicherheit von so überragender Bedeutung ist, dass sich eine Ärztin bereitwillig an einem Mordkomplott beteiligt, weil sie davon überzeugt ist, damit ihre Heimat zu verteidigen? Würden hochrangige israelische Politiker oder Militärs ein Mitglied einer Minderheit gegen den bloßen Verdacht des Hochverrats in Schutz nehmen? Fragen wie diesen spürt Eva Illouz in ihren Essays über Israel nach. Anhand aktueller politischer Entwicklungen und persönlicher Erfahrungen zeichnet sie ein drastisches Bild der israelischen Gesellschaft: Die zunehmende Identifikation mit Ethnie und Religion, so ihre These, droht deren liberalen Charakter zu unterwandern. Illouz' in Israel viel beachteten und kontrovers diskutieren Texte kombinieren scharfsinnige Analysen mit einem kompromisslosen Plädoyer für eine offene Gesellschaft - eine dringend benötigte Stimme aus einer von Extremismus gezeichneten Region.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2015Die Grenzen der Liebe zu Israel
Wie ist Kritik am jüdischen Staat zu üben? Esther Schapira und Georg M. Hafner sondieren deutsche Gefühlslagen. Und die Soziologin Eva Illouz warnt vor der extremen Rechten in der Knesset.
Aus den Warnungen spricht große Sorge. In Israel ist von einem "Tsunami" die Rede. Damit ist keine Sturmflut gemeint, sondern die sich auftürmende Welle internationaler Boykottaufrufe. In der israelischen Regierung glaubt man, dass sich die Boykotteure nicht mit einem Rückzug aus den Palästinensergebieten begnügen werden: Sie wollen, dass nicht nur die Siedler verschwinden, sondern der ganze jüdische Staat - ein "antisemitischer Tsunami", der auch Deutschland erfasst. Diese Befürchtung teilen auch Esther Schapira und Georg M. Hafner. Für sie hängt bei vielen Deutschen die Kritik an Israel und Antisemitismus eng zusammen. "Israel ist an allem schuld" heißt ihr provozierendes Buch, das sie als eine "Streitschrift" verstehen.
Statt die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor fünfzig Jahren zu feiern, halten es die beiden Fernsehjournalisten für dringlicher, "ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie tief die Wurzeln des Antisemitismus noch immer reichen, wie sehr das Jüdische in diesem Land das Fremde geworden ist". "Wenn es um Israel geht, bin ich befangen. Mir ist das Schicksal des jüdischen Staates nicht egal", schreibt Esther Schapira und fordert ihre Leser dazu auf, sich selbst zu prüfen, ob sie das nicht auch sind.
Israel-feindliche Befangenheit machen die Autoren überall in Deutschland aus: Unter voreingenommenen "Nahostexperten", reflexhaft berichtenden Korrespondenten, jungen Muslimen, einer zerrissenen Linken und besonders unter der Generation der Altachtundsechziger. Keinen Vorfall der letzten Jahre lassen sie aus. Weder die Tweet-Botschaft des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, in der er Israel in Hebron "Apartheid" vorwarf, noch den Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi, der vor Antizionisten auf die Bundestagstoilette floh. Für besonders beunruhigend halten sie es, dass der Antisemitismus vor allem in "einkommensstarken, gebildeten" Bevölkerungsgruppen zunimmt, wie eine Untersuchung der Universität Bielefeld ergab: "Menschen also, die sich von den rechten Dumpfbacken angewidert abwenden und doch beim Thema Juden eine emotionale Schnittmenge mit ihnen haben". Auf den Demonstrationen während des Gaza-Kriegs im vergangenen Sommer, als es Angriffe auf Juden und Synagogen gab, wurde für die beiden Autoren "sichtbar, wie tief der Antisemitismus sitzt und wie schnell er abrufbar ist und nach oben drängt. Der Firnis der Scham ist dünn".
Besonders bedrückend lesen sich die Kapitel, in denen jüdische Deutsche schildern, wie unwohl sie sich in ihrem Heimatland mittlerweile fühlen: Sie ziehen sich immer stärker aus der nichtjüdischen Gesellschaft in ihre Gemeinde zurück. Sie haben genug davon, von anderen Deutschen dauernd für die "unmenschliche" Politik der israelischen Regierung in Mithaftung genommen zu werden. Hätte Israel 1967 im Sechs-Tage-Krieg verloren, wäre "ordentlich Tinte geflossen für dieses untergegangene Land, es hätte besser in das Bild der Opferrolle der Juden gepasst. Aber wir sind keine Opfer mehr, und das finde ich gut an Israel. Das aber erträgt die Welt nicht, und schon gar nicht die antisemitische Welt", meint bitter der Rabbiner Andrew Steiman, Seelsorger eines jüdischen Altersheims.
Für Schapira und Hafner ist das die "deutsche Normalität". Den Rest übergehen sie: Bei ihnen kommen linke PLO-Sympathisanten und -Unterstützer vor, aber nicht die jungen Deutschen, die in die Kibbuze pilgerten oder bis heute bei "Aktion Sühnezeichen" ein freiwilliges Jahr leisten. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärte, bleibt ebenso unerwähnt wie die Lieferung deutscher U-Boote. Sie gehen lieber in einer Generalabrechnung mit dem Rest der Welt und besonders den Israel-feindlichen Vereinten Nationen ins Gericht, was das Buch ausfasern lässt.
Die israelische Soziologin Eva Illouz nähert sich ihrem so heftig gescholtenen Heimatland auf ganz andere Weise an. In ihren beiden zuletzt in Deutschland erschienenen Büchern hatte sich die an der Hebräischen Universität lehrende Professorin mit der Liebe zwischen Frauen und Männern befasst. In ihrer Essaysammlung mit dem Titel "Israel" setzt sie sich mit den Grenzen ihrer Liebe zu Israel auseinander. Statt die Kritiker anzugreifen und zu diskreditieren, rät sie zu Distanz und Selbstkritik.
Jüdische Intellektuelle müssten die "Bedingungen klären, unter denen jüdische Solidarität akzeptiert, ihres falschen Scheins entkleidet oder mit offenen Armen begrüßt werden sollte. Angesichts der fortwährenden, unerbittlichen Ungerechtigkeiten gegenüber den in Israel lebenden Palästinensern und Arabern besteht ihre moralische Pflicht darin, jener Solidarität schmerzerfüllt zu entsagen." Illouz klagt darüber, dass Kritik in der jüdischen Welt dauernd "Liebesbeweise erbringen" müsse: Sonst drohe schnell der Vorwurf des Antisemitismus oder Antizionismus, der Ächtung zur Folge haben könnte.
Eva Illouz hat lange in Frankreich und den Vereinigten Staaten gelebt. Sie war religiös und in orthodoxen Gemeinden aktiv. Im Ausland unterstützte sie Israel, an dem sie sich immer stärker rieb, seit sie sich dort niedergelassen hatte. Ihre "säkulare Epiphanie" erlebte sie, als ein religiöser Jude im November 1995 den Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin ermordete. "Was über Jahrzehnte eine mächtige, bedeutungsvolle Erfahrung gewesen war, entleerte sich mit einem Schlag. Weil sie so eng mit den Interessen eines Staates verknüpft war, hatte die jüdische Religion ihre Heiligkeit verloren", erinnert sich die Soziologin. Die Privilegien, die der Staat strenggläubigen Juden gewährt, hält sie für unerträglich. Am liebsten würde sie auch das staatliche Oberrabbinat abschaffen.
Ihr macht Angst, dass jüdischer Messianismus und die extreme Rechte immer stärker an Einfluss gewinnen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werde sich Israel in ein hochgerüstetes und "finsteres ethnokratisches Regime" verwandeln. Dabei hat sie nichts gegen eine jüdische Nationalkultur einzuwenden. Aber sie sollte nach westlichem Vorbild offener und neutraler sein. Wo es nur geht, sollte der Staat Juden und Nichtjuden gleich behandeln. "Keine dieser Maßnahmen würden Israels jüdische Identität zerstören." Doch in Israel wirkten immer noch die Angst und das Misstrauen nach, mit denen Juden Jahrhundertelang auf Anfeindungen und Antisemitismus reagierten. Was früher angemessen und verständlich gewesen war, taugt nach ihrer Ansicht jedoch nicht als Politik des Staates Israels: Diese alten Verhaltensmuster bringen "eine isolationistische und isolierte Nation hervor, die zwischen der Angst vor anderen und prahlerischer Krafthuberei schwankt."
Bis heute enden in Israel alle politischen Debatten, wenn es um die Sicherheit des Landes geht. Für Eva Illouz ist das jedoch kein Ersatz für eine moralisch begründete Politik. Hier bieten die Erfahrungen in der jüdischen Diaspora Orientierung: Israel sollte seinen arabischen Bürgern und den Palästinensern wenigstens die Rechte geben, die Juden in nichtjüdischen Ländern für sich fordern. Statt sich in Abwehrstellung einzuigeln, hält sie es für überlebenswichtig, dass Israel und das Judentum "heute das Erbe aufgeklärter Juden fortführen, indem sie den Universalismus zu Israels moralischem Horizont machen". Seit dem Amtsantritt der neuen rechtsreligiösen Regierung erinnern Stimmen von Intellektuellen wie Eva Illouz noch mehr an einsame Rufer in der Wüste, die im Ausland mehr Aufmerksamkeit finden als in Israel.
HANS-CHRISTIAN RÖSSLER
Georg M. Hafner/ Esther Schapira: "Israel ist an allem schuld". Warum der Judenstaat so gehasst wird.
Eichborn Verlag, Köln 2015. 317 S., geb., 19,99 [Euro].
Eva Illouz: "Israel". Soziologische Essays.
Aus dem Englischen von Michael Adrian. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 229 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie ist Kritik am jüdischen Staat zu üben? Esther Schapira und Georg M. Hafner sondieren deutsche Gefühlslagen. Und die Soziologin Eva Illouz warnt vor der extremen Rechten in der Knesset.
Aus den Warnungen spricht große Sorge. In Israel ist von einem "Tsunami" die Rede. Damit ist keine Sturmflut gemeint, sondern die sich auftürmende Welle internationaler Boykottaufrufe. In der israelischen Regierung glaubt man, dass sich die Boykotteure nicht mit einem Rückzug aus den Palästinensergebieten begnügen werden: Sie wollen, dass nicht nur die Siedler verschwinden, sondern der ganze jüdische Staat - ein "antisemitischer Tsunami", der auch Deutschland erfasst. Diese Befürchtung teilen auch Esther Schapira und Georg M. Hafner. Für sie hängt bei vielen Deutschen die Kritik an Israel und Antisemitismus eng zusammen. "Israel ist an allem schuld" heißt ihr provozierendes Buch, das sie als eine "Streitschrift" verstehen.
Statt die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor fünfzig Jahren zu feiern, halten es die beiden Fernsehjournalisten für dringlicher, "ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie tief die Wurzeln des Antisemitismus noch immer reichen, wie sehr das Jüdische in diesem Land das Fremde geworden ist". "Wenn es um Israel geht, bin ich befangen. Mir ist das Schicksal des jüdischen Staates nicht egal", schreibt Esther Schapira und fordert ihre Leser dazu auf, sich selbst zu prüfen, ob sie das nicht auch sind.
Israel-feindliche Befangenheit machen die Autoren überall in Deutschland aus: Unter voreingenommenen "Nahostexperten", reflexhaft berichtenden Korrespondenten, jungen Muslimen, einer zerrissenen Linken und besonders unter der Generation der Altachtundsechziger. Keinen Vorfall der letzten Jahre lassen sie aus. Weder die Tweet-Botschaft des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, in der er Israel in Hebron "Apartheid" vorwarf, noch den Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi, der vor Antizionisten auf die Bundestagstoilette floh. Für besonders beunruhigend halten sie es, dass der Antisemitismus vor allem in "einkommensstarken, gebildeten" Bevölkerungsgruppen zunimmt, wie eine Untersuchung der Universität Bielefeld ergab: "Menschen also, die sich von den rechten Dumpfbacken angewidert abwenden und doch beim Thema Juden eine emotionale Schnittmenge mit ihnen haben". Auf den Demonstrationen während des Gaza-Kriegs im vergangenen Sommer, als es Angriffe auf Juden und Synagogen gab, wurde für die beiden Autoren "sichtbar, wie tief der Antisemitismus sitzt und wie schnell er abrufbar ist und nach oben drängt. Der Firnis der Scham ist dünn".
Besonders bedrückend lesen sich die Kapitel, in denen jüdische Deutsche schildern, wie unwohl sie sich in ihrem Heimatland mittlerweile fühlen: Sie ziehen sich immer stärker aus der nichtjüdischen Gesellschaft in ihre Gemeinde zurück. Sie haben genug davon, von anderen Deutschen dauernd für die "unmenschliche" Politik der israelischen Regierung in Mithaftung genommen zu werden. Hätte Israel 1967 im Sechs-Tage-Krieg verloren, wäre "ordentlich Tinte geflossen für dieses untergegangene Land, es hätte besser in das Bild der Opferrolle der Juden gepasst. Aber wir sind keine Opfer mehr, und das finde ich gut an Israel. Das aber erträgt die Welt nicht, und schon gar nicht die antisemitische Welt", meint bitter der Rabbiner Andrew Steiman, Seelsorger eines jüdischen Altersheims.
Für Schapira und Hafner ist das die "deutsche Normalität". Den Rest übergehen sie: Bei ihnen kommen linke PLO-Sympathisanten und -Unterstützer vor, aber nicht die jungen Deutschen, die in die Kibbuze pilgerten oder bis heute bei "Aktion Sühnezeichen" ein freiwilliges Jahr leisten. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärte, bleibt ebenso unerwähnt wie die Lieferung deutscher U-Boote. Sie gehen lieber in einer Generalabrechnung mit dem Rest der Welt und besonders den Israel-feindlichen Vereinten Nationen ins Gericht, was das Buch ausfasern lässt.
Die israelische Soziologin Eva Illouz nähert sich ihrem so heftig gescholtenen Heimatland auf ganz andere Weise an. In ihren beiden zuletzt in Deutschland erschienenen Büchern hatte sich die an der Hebräischen Universität lehrende Professorin mit der Liebe zwischen Frauen und Männern befasst. In ihrer Essaysammlung mit dem Titel "Israel" setzt sie sich mit den Grenzen ihrer Liebe zu Israel auseinander. Statt die Kritiker anzugreifen und zu diskreditieren, rät sie zu Distanz und Selbstkritik.
Jüdische Intellektuelle müssten die "Bedingungen klären, unter denen jüdische Solidarität akzeptiert, ihres falschen Scheins entkleidet oder mit offenen Armen begrüßt werden sollte. Angesichts der fortwährenden, unerbittlichen Ungerechtigkeiten gegenüber den in Israel lebenden Palästinensern und Arabern besteht ihre moralische Pflicht darin, jener Solidarität schmerzerfüllt zu entsagen." Illouz klagt darüber, dass Kritik in der jüdischen Welt dauernd "Liebesbeweise erbringen" müsse: Sonst drohe schnell der Vorwurf des Antisemitismus oder Antizionismus, der Ächtung zur Folge haben könnte.
Eva Illouz hat lange in Frankreich und den Vereinigten Staaten gelebt. Sie war religiös und in orthodoxen Gemeinden aktiv. Im Ausland unterstützte sie Israel, an dem sie sich immer stärker rieb, seit sie sich dort niedergelassen hatte. Ihre "säkulare Epiphanie" erlebte sie, als ein religiöser Jude im November 1995 den Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin ermordete. "Was über Jahrzehnte eine mächtige, bedeutungsvolle Erfahrung gewesen war, entleerte sich mit einem Schlag. Weil sie so eng mit den Interessen eines Staates verknüpft war, hatte die jüdische Religion ihre Heiligkeit verloren", erinnert sich die Soziologin. Die Privilegien, die der Staat strenggläubigen Juden gewährt, hält sie für unerträglich. Am liebsten würde sie auch das staatliche Oberrabbinat abschaffen.
Ihr macht Angst, dass jüdischer Messianismus und die extreme Rechte immer stärker an Einfluss gewinnen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werde sich Israel in ein hochgerüstetes und "finsteres ethnokratisches Regime" verwandeln. Dabei hat sie nichts gegen eine jüdische Nationalkultur einzuwenden. Aber sie sollte nach westlichem Vorbild offener und neutraler sein. Wo es nur geht, sollte der Staat Juden und Nichtjuden gleich behandeln. "Keine dieser Maßnahmen würden Israels jüdische Identität zerstören." Doch in Israel wirkten immer noch die Angst und das Misstrauen nach, mit denen Juden Jahrhundertelang auf Anfeindungen und Antisemitismus reagierten. Was früher angemessen und verständlich gewesen war, taugt nach ihrer Ansicht jedoch nicht als Politik des Staates Israels: Diese alten Verhaltensmuster bringen "eine isolationistische und isolierte Nation hervor, die zwischen der Angst vor anderen und prahlerischer Krafthuberei schwankt."
Bis heute enden in Israel alle politischen Debatten, wenn es um die Sicherheit des Landes geht. Für Eva Illouz ist das jedoch kein Ersatz für eine moralisch begründete Politik. Hier bieten die Erfahrungen in der jüdischen Diaspora Orientierung: Israel sollte seinen arabischen Bürgern und den Palästinensern wenigstens die Rechte geben, die Juden in nichtjüdischen Ländern für sich fordern. Statt sich in Abwehrstellung einzuigeln, hält sie es für überlebenswichtig, dass Israel und das Judentum "heute das Erbe aufgeklärter Juden fortführen, indem sie den Universalismus zu Israels moralischem Horizont machen". Seit dem Amtsantritt der neuen rechtsreligiösen Regierung erinnern Stimmen von Intellektuellen wie Eva Illouz noch mehr an einsame Rufer in der Wüste, die im Ausland mehr Aufmerksamkeit finden als in Israel.
HANS-CHRISTIAN RÖSSLER
Georg M. Hafner/ Esther Schapira: "Israel ist an allem schuld". Warum der Judenstaat so gehasst wird.
Eichborn Verlag, Köln 2015. 317 S., geb., 19,99 [Euro].
Eva Illouz: "Israel". Soziologische Essays.
Aus dem Englischen von Michael Adrian. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 229 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wenn Kritik an Israel, dann von innen und mit Eva Illouz, findet Carsten Hueck. Das neue Buch der erfolgreichen Soziologin, eine Essaysammlung mit Texten aus 2011-2014, besticht für ihn durch analytische Schärfe und durch den Anspruch, Israel auf den Weg der Menschenrechte, der Liberalität und des Universalismus zu führen. Die zu diesem Zweck verfassten Berichte und Fallgeschichten aus der israelischen Gegenwart dienen Illouz laut Rezensent dazu, die Vermischung von Politik und Religion aufzuzeigen, die laut Illouz zu Ungleichheit und Rassismus in der israelischen Gesellschaft führen. Mit Israel-Bashing hat das nichts zu tun, versichert Hueck. Eher mit dem beherzten Versuch, eine Neudefinition jüdischer Identität anzuregen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Wenn Israel-Kritik, dann bitte so: nicht polemisch, sondern erklärend immer dicht am Gegenstand, klug und mit Herz.« Carsten Hueck Neue Zürcher Zeitung 20151121