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Ganz am Anfang steht eine schöne, aphoristische Definition des Aphorismus: Der Aphorismus ist ein gewitztes Kerlchen, das Kunst und Philosophie in Liebe gezeugt haben: von der Philosophie hat es die Art zu fragen, von der Kunst die Art zu antworten. Viel schöner kann man es kaum sagen. Genau in diesem Sinne lassen sich auch die Texte auf den folgenden Seiten lesen, darunter eine Reihe von Nepomuk-Geschichten. Dazu einige Beispiele: Aus den Aphorismen: Der sozialistische Realismus unterscheidet sich von anderen Formen des Realismus nicht „quantitativ“, sondern durch eine qualitativ tiefere…mehr

Produktbeschreibung
Ganz am Anfang steht eine schöne, aphoristische Definition des Aphorismus: Der Aphorismus ist ein gewitztes Kerlchen, das Kunst und Philosophie in Liebe gezeugt haben: von der Philosophie hat es die Art zu fragen, von der Kunst die Art zu antworten. Viel schöner kann man es kaum sagen. Genau in diesem Sinne lassen sich auch die Texte auf den folgenden Seiten lesen, darunter eine Reihe von Nepomuk-Geschichten. Dazu einige Beispiele: Aus den Aphorismen: Der sozialistische Realismus unterscheidet sich von anderen Formen des Realismus nicht „quantitativ“, sondern durch eine qualitativ tiefere Erfassung des Gegenstandes der Kunst. Manche Künstler wollen sich mit dem Argument, dass die Methode des sozialistischen Realismus gegenüber der philosophischen Methode ihren besonderen Charakter habe, die Aneignung der materialistischen Dialektik in ihrem prinzipiellen Charakter ersparen. Nicht der politische Gehalt mindert den künstlerischen Wert eines Werkes, sondern der Mangel an künstlerischem Talent oder seiner Ausbildung schränkt den politischen Gehalt eines Werkes ein. Büchner und Brecht beweisen, dass erst eine große dichterische Fähigkeit den politischer. Standpunkt voll zum Ausdruck bringen kann. Der Ärger über die „Ungunst“ des politischen Themas ist der Ärger der Unkunst. Aus den Geschichten von Nepomuk: Gefragt, weshalb er nicht an Gott glaube, erwiderte Nepomuk: „Weil mir nicht bewiesen werden konnte, dass Gott jemals gelacht hat. Wie aber kann ein Mann, der diese Welt gemacht hätte, ernst bleiben.“ Während einer Bahnfahrt kam Nepomuk mit einem Manne ins Gespräch, der ihm durch sein betrübtes Wesen aufgefallen war „Mir gefällt es nicht“, erklärte schließlich der Mann, „dass der Sozialismus die einzige nach dem Kapitalismus mögliche Gesellschaftsordnung ist.“ – „Und was stört Sie an dieser Unvermeidlichkeit des Sozialismus?“, fragte Nepomuk, noch nicht zufriedengestellt. „Wo bleibt da“, entgegnet der andre, „die Freiheit der Wahl?“ Schon des Öfteren hatte Nepomuk die Meinung gehört, dass eine Demokratie nicht ohne Opposition auskomme. „Wenn es sich so verhielte“, bemerkte Nepomuk, „müsste die Demokratie abgeschafft werden. Ich glaube allerdings“, so fügte er hinzu, „dass das nur auf die alte Demokratie zutrifft, die neue taugt mehr.“ Nepomuk hatte eine Vorliebe für die Beobachtung von Versuchen, verzwickte Probleme zu lösen. „Nicht nur, dass man sich dadurch manches Lehrgeld erspart, vor allem“, so betonte er stets, „kann man dabei Menschen kennenlernen.“
Autorenporträt
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre. 1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft. 1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.). 1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin. Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller. 2008 in Berlin verstorben.