Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs prägte eine zunehmend freiheitliche Weltordnung das politische Geschehen und ermöglichte eine Ära wachsenden globalen Wohlstands und abnehmender internationaler Konflikte. Zum ersten Mal seit dieser letzten Kriegsgeneration erschüttert uns eine neue globale Realität, die nicht mehr durch feste Grenzen, klare nationale Interessen und gesicherte Handelspolitik definiert ist. Der renommierte Geschichtsprofessor Niall Ferguson und der einflussreiche Politikberater Fareed Zakaria loten aus, wer die eigentlichen Nutznießer der Globalisierung sind und zeichnen zwei grundverschiedene Szenarien - eine aufschlussreiche und zukunftsweisende Debatte.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2020Pro und Kontra zur Weltordnung
Dieses schmale Bändchen gibt eine Diskussion wieder, die eine kanadische Stiftung - welche gebührend gewürdigt wird - 2017 in Toronto veranstaltet hat. Die Teilnehmer, Niall Ferguson und Fareed Zakaria, sind bekannte Publizisten; der bulgarische Politologe Ivan Krastev - auch er ist in den vergangenen Jahren durch viel zitierte Bücher und Essays hervorgetreten - hat ein Vorwort beigesteuert.
Die Positionen sind klar verteilt: Ferguson glaubt, die freiheitliche Weltordnung sei am Ende, weil sie nicht der freien Welt genutzt, sondern nur Chinas Aufstieg befördert habe. Mit der Globalisierung sei eine gesellschaftliche Verliererklasse geschaffen worden; dies wiederum habe den Aufstieg des Populismus in den Vereinigten Staaten wie in Europa ermöglicht. Außerdem sei diese Weltordnung nach dem Krieg letztlich nicht von multilateralen Institutionen wie den Vereinten Nationen geschaffen worden, sondern ein Ergebnis der amerikanischen Hegemonie gewesen ("Pax Americana").
Zakaria dagegen glaubt an die freiheitliche Weltordnung mit ihren Institutionen, auch wenn diese ständig an veränderte Umstände und neue Herausforderungen angepasst werden müssten, vor allem aber auch des dauerhaften Engagements ihrer Befürworter in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bedürften. Wie nicht anders zu erwarten, kann keiner der Diskutanten den anderen überzeugen, wobei Ferguson Gegenargumente kurzerhand als "Fake News" oder "Fake History" abkanzelt; und Zakaria versucht ohne viel Erfolg, auf Ferguson einzugehen. So bleibt der Verlauf der Diskussion eintönig und wird zunehmend redundant; nur an einigen ironischen Bemerkungen und persönlichen Spitzen merkt man, dass es "live" amüsanter zuging. Krastevs Vorwort behandelt die Zukunft der EU, ohne dass man dabei Neues erfahren würde. So verhält es sich im Grunde mit dem ganzen Büchlein.
GÜNTHER NONNENMACHER.
Niall Ferguson und Fareed Zakaria: "Ist die freiheitliche Weltordnung am Ende?" Ein Streitgespräch. Vorwort von Ivan Krastev. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Nagel & Kimche Verlag, München 2020. 112 S., geb., 17,- [Euro].
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Dieses schmale Bändchen gibt eine Diskussion wieder, die eine kanadische Stiftung - welche gebührend gewürdigt wird - 2017 in Toronto veranstaltet hat. Die Teilnehmer, Niall Ferguson und Fareed Zakaria, sind bekannte Publizisten; der bulgarische Politologe Ivan Krastev - auch er ist in den vergangenen Jahren durch viel zitierte Bücher und Essays hervorgetreten - hat ein Vorwort beigesteuert.
Die Positionen sind klar verteilt: Ferguson glaubt, die freiheitliche Weltordnung sei am Ende, weil sie nicht der freien Welt genutzt, sondern nur Chinas Aufstieg befördert habe. Mit der Globalisierung sei eine gesellschaftliche Verliererklasse geschaffen worden; dies wiederum habe den Aufstieg des Populismus in den Vereinigten Staaten wie in Europa ermöglicht. Außerdem sei diese Weltordnung nach dem Krieg letztlich nicht von multilateralen Institutionen wie den Vereinten Nationen geschaffen worden, sondern ein Ergebnis der amerikanischen Hegemonie gewesen ("Pax Americana").
Zakaria dagegen glaubt an die freiheitliche Weltordnung mit ihren Institutionen, auch wenn diese ständig an veränderte Umstände und neue Herausforderungen angepasst werden müssten, vor allem aber auch des dauerhaften Engagements ihrer Befürworter in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bedürften. Wie nicht anders zu erwarten, kann keiner der Diskutanten den anderen überzeugen, wobei Ferguson Gegenargumente kurzerhand als "Fake News" oder "Fake History" abkanzelt; und Zakaria versucht ohne viel Erfolg, auf Ferguson einzugehen. So bleibt der Verlauf der Diskussion eintönig und wird zunehmend redundant; nur an einigen ironischen Bemerkungen und persönlichen Spitzen merkt man, dass es "live" amüsanter zuging. Krastevs Vorwort behandelt die Zukunft der EU, ohne dass man dabei Neues erfahren würde. So verhält es sich im Grunde mit dem ganzen Büchlein.
GÜNTHER NONNENMACHER.
Niall Ferguson und Fareed Zakaria: "Ist die freiheitliche Weltordnung am Ende?" Ein Streitgespräch. Vorwort von Ivan Krastev. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Nagel & Kimche Verlag, München 2020. 112 S., geb., 17,- [Euro].
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