Eine Gruppe von Menschen wird monatelang von der Regierung in einer U-Bahnstation festgehalten. Züge können aus bautechnischen Gründen nicht fahren, Ausgänge gibt es nicht und Eingänge… na, Eingänge sind eben Eingänge, keine Ausgänge, da kann man nichts machen.
Ein Bauer kreiert eine neue
Obstsorte, die aus jedem, der sie verzehrt, das Beste herausholt. Leider nur im erste Erntejahr, im zweiten…mehrEine Gruppe von Menschen wird monatelang von der Regierung in einer U-Bahnstation festgehalten. Züge können aus bautechnischen Gründen nicht fahren, Ausgänge gibt es nicht und Eingänge… na, Eingänge sind eben Eingänge, keine Ausgänge, da kann man nichts machen.
Ein Bauer kreiert eine neue Obstsorte, die aus jedem, der sie verzehrt, das Beste herausholt. Leider nur im erste Erntejahr, im zweiten wird sich der Effekt umdrehen.
Eine Blumenverkäuferin lässt den teuren Kugelschreiber eines Kunden, in den sie sich ein wenig verliebt hat, mitgehen und entwickelt eine Obsession.
Das sind nur drei der zehn Szenarien, in die uns Te-Ping Chen in ihrer Kurzgeschichtensammlung „Ist es nicht schön hier“ entführt. Nicht alle sind skurril, einige schlagen auch leise Töne an. Sie spielen in den Vereinigten Staaten oder in China und decken die ganze Bandbreite von Chinesen, über chinesische Auswanderer, Amerikanern mit chinesischen Wurzlen bis zu Partnern von chinesischen Auswanderern ab, wobei China als Ursprungsland aber nicht zwangsläufig eine Rolle spielt. Sie erzählen von Singles, von (Ehe-)Partnern, Jugendlichen und Rentnern, Menschen, die ihren Weg finden, und solchen, die sich verirren oder verlieren, von Mitläufern und Alleinkämpfern.
Eigentlich bin ich kein Freund von Kurzgeschichten. Ich tauche lieber über einen längeren Zeitraum in eine Welt ein, lerne die Figuren tiefer kennen, bevorzuge auch durchaus einen runden Abschluss. Kurzgeschichten berühren mich oft nicht, lassen mich meistens unzufrieden zurück und ich habe bisher nur wenige Autoren gefunden, bei denen das nicht galt. Aber Te-Ping Chen ist so eine Ausnahmeerscheinung. Die junge amerikanische Journalistin mit chinesischen Vorfahren hat das Talent, auch auf wenigen Seiten eine kompakte und packende Welt aufzubauen, die einen mühelos in das Geschehen rein holt und nur selten unbefriedigt entlässt. Ihre Geschichten hallen auf ungewohnte Weise in einem nach, wie ein Erlebnis, das das Gehirn nicht einzuordnen vermag, das auf die Gefühle aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Ich habe lange überlegt, was die Geschichten verbindet, ob es ein gemeinsames Thema, eine geteilte Botschaft gibt, so divers sie auch sind. Was ich auffallend fand, ist, dass sie alle – jedenfalls für mein Gefühl – eine große Einsamkeit ausgestrahlt haben, auch wenn dieses Thema nie explizit angesprochen wurde. Was aber auch wieder ein universales Thema ist, und keinen konstanten Bezug zu China erfordert hätte.
Wie dem auch sei, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen empfehle es eben so gerne weiter und bin gespannt, ob und was uns noch aus der Feder dieser Autorin erwartet.