Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1,0, Johannes Kepler Universität Linz (Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Ist Wasser eine fiktive Ware im Polanyi’schen Sinn? Um diese Frage als Soziolog·innen zu beantworten, ist es ratsam, sich auch aus der Perspektive anderer wissenschaftlicher Disziplinen mit der Thematik zu befassen, um einen soliden Eindruck des Stellenwertes von Wasser zu erlangen. Wasser ist überlebenswichtig und somit eine der wichtigsten Ressourcen für die Gesellschaft. Aus dem Blickwinkel der Soziolog:innen sagt der Umgang mit Trinkwasser viel über die Gesellschaft aus, auch wenn in der soziologischen Fachliteratur weniger Material über das Thema „Trinkwasser“ bezogen auf seinen Stellenwert zu finden ist, als man annehmen sollte. Aus eben dieser soziologischen Betrachtung bietet sich an, Wasser, konkret den Zugang zu Wasser, im Kontext von Krisen, des Kapitalismus und der Globalisierung zu betrachten. Wasser ist besonders wertvoll. In wohlhabenden Regionen der Erde ist es meist reichlich vorhanden, was so manche Gesellschaft den wahren Wert nicht offensichtlich erkennen lässt. Von dieser Erkenntnis ist meistens auch die Befürchtung nicht weit entfernt, dass dieses Gut auch für Bereicherung, Machtausübung und Unterdrückung genutzt werden kann. Und so drängt sich Karl Polanyis These der fiktiven Waren förmlich in den Vordergrund. Polanyi benennt Wasser nicht als eigene fiktive Ware. Was aber wäre, wenn man Polanyi weiterdenkt und Wasser praktisch als „fünfte fiktive Ware“ betrachtet? Welche Zusammenhänge lassen sich dabei erkennen und welchen Stellenwert hat Wasser für die Gesellschaft in Polanyis Denkweise? Lässt sich die zerstörerische Charakteristik auch im Umgang der Gesellschaft mit Wasser erkennen? Dass das Thema „Wasser als Ware“ ein gesellschaftliches ist, dass die Menschen bewegt, beschäftigt und besorgt, war erst kürzlich in Slowenien zu beobachten, als die Menschen am 11. Juli 2021 gegen ein neues Gesetz gestimmt haben, dass die Privatisierung von Wasser hätte vereinfachen sollen.