Iva, eine junge Mutter und Krankenschwester, hat keine Ausweichmöglichkeit mehr: Ihr Vater liegt im Sterben, sie kann nicht anders, sie muss in das alte Familienanwesen in Dresden zurückzukehren, um die in seiner Nähe zu sein. Dafür muss sie ihr Baby Shlomo und ihren Mann Roy einige Tage allein
lassen muss. Iva sieht sich in der alten Heimat mit Erinnerungen konfrontiert: Die von der Großmutter…mehrIva, eine junge Mutter und Krankenschwester, hat keine Ausweichmöglichkeit mehr: Ihr Vater liegt im Sterben, sie kann nicht anders, sie muss in das alte Familienanwesen in Dresden zurückzukehren, um die in seiner Nähe zu sein. Dafür muss sie ihr Baby Shlomo und ihren Mann Roy einige Tage allein lassen muss. Iva sieht sich in der alten Heimat mit Erinnerungen konfrontiert: Die von der Großmutter geliebten Köcherbäume, die genau wie sie selbst entwurzelt wurden, die Geschwister, die sich auf unterschiedlichen Wegen vom Vater abgewandt haben, die Mutter, die nicht mehr da ist. Iva ist eine aufgewühlte junge Frau, gezeichnet von einem Trauma, dessen Ursprünge durch verschiedene Rückblicke deutlich wird. Die Treffen der Erwachsenen im Haus, das seltsame Verhalten der Mutter und dann noch die Großmutter, mit ihren Zeichnungen und ihren Erinnerungen an Afrika. Roy, den sie als Kind kennenlernt und sein Vater, der sie über ihren Vater und Großvater ausfragt und sich mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzt. Das Alles hatte sie hinter sich gelassen.
Zurück in Dresden lernt Iva Ismene kennen, eine ebenfalls junge und gebrochene Frau, auf ihre eigene Art und Weise von der Vergangenheit markiert. Die beiden entwickeln eine unkonventionelle Beziehung zueinander. Irgendwie steht Iva die 18 Tage bis zum Tod ihres Vaters durch, zu dem die eigentlich gar keine Beziehung mehr hatte, bevor sie in ihr altes Leben zurückkehrt.
Im Rahmen eines Lesefestivals durfte ich das Buch lesen und daraufhin an einer Gesprächsrunde mit der Autorin teilnehmen. Das Lesen fiel mir schwer, die Story zog sich für mich, aber ich versuchte, mir Fragen zu stellen und die vielen Fragezeichen der Erzählung als Grundlage von verschiedenen Deutungen zu nutzen. Das Gespräch mit der Autorin war dahingehend ziemlich ernüchternd, als habe sie sich tatsächlich wenig bei der Umsetzung gedacht. Abgesehen von dieser persönlichen Erfahrung, kratzt der Roman meiner Meinung nach an verschiedenen Oberflächen, ein Blick in die Tiefe hätte sich gelohnt, entstand jedoch nie. Die Erzählperspektive passt zu dem Werk, ein unpersönlicher, nicht Iva selbst, tatsächlich wäre Iva meiner Meinung nach nicht in der Lage selber zu erzählen. Sie ist sehr schweigsam und passiv, was eine Figur ruhig sein darf, jedoch besteht ihr Charakter meines Empfindens nach nur aus ihrem Trauma und ist ansonsten sehr flach. Eigentlich sind alle Figuren beschädigt, in ihrer Beschädigung gefangen und dadurch determiniert, sodass es nicht zu einer Entwicklung der Handlung kommt und auf dem emotionalen Status Quo der Figuren verharrt wird. Dabei lassen sich viele spannende Motive entdecken: Ivas Probleme mit der Mutterschaft, die Köcherbäume als Symbol für Entwurzelung, die Frage nach Schuld und den Umgang damit und der eine Vater, der zu viel über die Vergangenheit redet und der, der alles verschweigt. Alles wird genannt, aber sonst nicht weiter behandelt. Für mich wurde letzten Endes viel geschrieben, aber wenig gesagt.