Das "Jahrbuch Entrepreneurship" bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Gründungsforschung in Deutschland. Es informiert ausführlich und kompetent über die wichtigsten Entwicklungen in Theorie und Praxis. Besondere Schwerpunkte dieses erstmalig erscheinenden Sammelwerkes bilden die Themen Entrepreneurship Education, Innovative Ansätze und Organisationsentwicklung im Gründungsmanagement und Internationale Aspekte der Unternehmensgründung.
Das Jahrbuch ist interessant für Wissenschaftler und Dozenten in den Bereichen Entrepreneurship und Management sowie für Praktiker in Klein-, Mittel- und Großunternehmen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2004Unternehmensgründung und Innovation
Das neue Jahrbuch Entrepreneurship
Ann-Kristin Achleitner/Heinz Klandt/Lambert Koch/Kai-Ingo Voigt (Herausgeber): Jahrbuch Entrepreneurship. Gründungsforschung und Gründungsmanagement 2003/04. Verlag Springer, Berlin 2004, 310 Seiten, 69,95 Euro.
"Entrepreneurship" ist der jüngste Sproß der Betriebswirtschaftslehre. Er rankt sich, wie der Name suggeriert, um unternehmerisches Handeln - und dieses berührt in der Gründung von Unternehmen und in der Durchsetzung von Innovationen zwei Aspekte, die für den Erfolg einer nationalen Ökonomie von entscheidender Bedeutung sind. Spät - aber immerhin - hat die Wirtschaftspolitik hierzulande dem akademischen Fach "Entrepreneurship" ihren stützenden Arm geliehen. So gibt es in Deutschland mittlerweile rund 50 Professuren, die sich in Lehre und Forschung auf Entrepreneurship konzentrieren, und eine steigende Zahl weiterer Professuren, die Teile ihrer Kapazitäten auf diesen Gegenstand verwenden. Daneben entfaltet seit Jahren der Förderkreis Gründungsforschung seine fruchtbare Tätigkeit.
Vier prominente Vertreter des Fachs (von den Universitäten München, Wuppertal, Erlangen-Nürnberg sowie der European Business School in Oestrich-Winkel) präsentieren nun in einem Jahrbuch, was die Entrepreneurship-Forschung zur Zeit bewegt. Die Idee, Otto Graf Lambsdorff einzuladen, den Auftakt für die 15 Beiträge mit unterschiedlicher Länge und Qualität zu gestalten, erweist sich als vorzüglich. Präzise und ohne Wortgeklingel trifft er in seiner Darstellung des Unternehmers in der Sozialen Marktwirtschaft mehr als einen Nagel auf den Kopf. Warum schreibt der gute Mann nicht öfter? Michael Fallgatter (Universität Siegen) versucht, den unternehmerischen Prozeß aus seiner "Black box" zu befreien, und greift dabei auf Gedankengut der Evolutionstheorie zurück. Zu Recht weist er auf den Mangel der Gründungsforschung hin, welche die so wichtige Fähigkeit des Unternehmers zur Selbstreflexion bislang kaum thematisiert hat. Auch Hans Georg Gemünden (TU Berlin) setzt sich mit unternehmerischem Handeln auseinander. Seine Erkenntnisse zur Über- oder Unterlegenheit von Teamgründungen, die heute, spätestens seit den Erfolgen beispielsweise von HewlettPackard, Apple oder SAP, stark beachtet werden, liefern wertvolle Anregungen für die Ausrichtung von Gründerteams.
"Selbständigkeit hat gegenwärtig viele Gesichter", schreibt Andrea Jansen und meint die vielen "atypischen" Unternehmer, die sich häufig ohne finanziellen Rückhalt und trotz schwieriger sozialer Startbedingungen eine Kleinstunternehmung aufbauen. Jansen untersucht "werdende Gründer" und Selbständige im Haupt- und Nebenerwerb. Dafür zieht sie zehn deutsche Regionen heran. Daß die steigende Beliebtheit der Selbständigkeit als Zu- und Nebenerwerb ("Die Tätigkeit macht mir Spaß" als wichtigstes Gründungsmotiv) auch gesellschaftspolitisch nicht ignoriert werden darf, beweist die Untersuchung von Michael-Burkhard Piorkowsky (Universität Bonn). Inwieweit aus diesen "freischwebenden" Tätigkeiten irgendwann auch Selbständigkeiten im Haupterwerb entstehen werden, kann allerdings nur mit Hilfe von Längsschnittuntersuchungen als Teil einer gesellschaftlichen Dauerbeobachtung festgestellt werden. Josef Mugler (WU Wien) rückt die Bedeutung der Kleinstunternehmen (bis neun Beschäftigte) für Europa ins rechte Licht. Ihre Zahl nimmt ebenso wie die von ihnen neu geschaffenen Arbeitsverhältnisse stetig zu. Das europäische Problemkind sind nach Mugler die mittleren Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte): Sie kämpfen ohne Lobby gegen behördliche Machtausübung auf Märkten, die für sie als Nischen entweder zu klein oder als integrierte Märkte zu groß sind.
In drei Beiträgen wird das Verhältnis zwischen Entrepreneurship und Innovationen ausgeleuchtet. Axel Faix legt den Unternehmensgründern nahe, ihre Organisation schon von Beginn an auf Marktorientierung auszurichten. Zwei Autorengruppen greifen die Funktion sozialer und kooperativer Netze auf. Die Gründungsuntersuchung von Erich Schwarz (Universität Klagenfurt) belegt unter anderem die unaufhörliche Tertiärisierung der österreichischen Wirtschaft. Die Rolle der Hochschulen im Technologietransfer zu "Start-ups" steht im Mittelpunkt eines weiteren Beitrags. Den Schlußpunkt setzt Klaus Anderseck. Er wendet sich dagegen, die akademische Lehre mit der Vermittlung praktischer Fähigkeiten zu vermischen, und plädiert für ein duales Prinzip in der Ausbildung künftiger Unternehmensgründer mit getrennten Lernorten und Zuständigkeiten.
Dem jungen Fach Entrepreneurship ist dringend zu wünschen, daß es vom Rumpelstilzchen-Effekt verschont bleiben möge: Je mehr man darüber spricht, schreibt und forscht, desto mehr könnte sich sein Zauber verflüchtigen, und desto größer würde der Bogen, den die Menschen um das Unternehmertum machen. Dessen Funktion als Motor für Wachstum und Wohlstand wäre dann wohl ernsthaft in Frage gestellt.
HEINZ K. STAHL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das neue Jahrbuch Entrepreneurship
Ann-Kristin Achleitner/Heinz Klandt/Lambert Koch/Kai-Ingo Voigt (Herausgeber): Jahrbuch Entrepreneurship. Gründungsforschung und Gründungsmanagement 2003/04. Verlag Springer, Berlin 2004, 310 Seiten, 69,95 Euro.
"Entrepreneurship" ist der jüngste Sproß der Betriebswirtschaftslehre. Er rankt sich, wie der Name suggeriert, um unternehmerisches Handeln - und dieses berührt in der Gründung von Unternehmen und in der Durchsetzung von Innovationen zwei Aspekte, die für den Erfolg einer nationalen Ökonomie von entscheidender Bedeutung sind. Spät - aber immerhin - hat die Wirtschaftspolitik hierzulande dem akademischen Fach "Entrepreneurship" ihren stützenden Arm geliehen. So gibt es in Deutschland mittlerweile rund 50 Professuren, die sich in Lehre und Forschung auf Entrepreneurship konzentrieren, und eine steigende Zahl weiterer Professuren, die Teile ihrer Kapazitäten auf diesen Gegenstand verwenden. Daneben entfaltet seit Jahren der Förderkreis Gründungsforschung seine fruchtbare Tätigkeit.
Vier prominente Vertreter des Fachs (von den Universitäten München, Wuppertal, Erlangen-Nürnberg sowie der European Business School in Oestrich-Winkel) präsentieren nun in einem Jahrbuch, was die Entrepreneurship-Forschung zur Zeit bewegt. Die Idee, Otto Graf Lambsdorff einzuladen, den Auftakt für die 15 Beiträge mit unterschiedlicher Länge und Qualität zu gestalten, erweist sich als vorzüglich. Präzise und ohne Wortgeklingel trifft er in seiner Darstellung des Unternehmers in der Sozialen Marktwirtschaft mehr als einen Nagel auf den Kopf. Warum schreibt der gute Mann nicht öfter? Michael Fallgatter (Universität Siegen) versucht, den unternehmerischen Prozeß aus seiner "Black box" zu befreien, und greift dabei auf Gedankengut der Evolutionstheorie zurück. Zu Recht weist er auf den Mangel der Gründungsforschung hin, welche die so wichtige Fähigkeit des Unternehmers zur Selbstreflexion bislang kaum thematisiert hat. Auch Hans Georg Gemünden (TU Berlin) setzt sich mit unternehmerischem Handeln auseinander. Seine Erkenntnisse zur Über- oder Unterlegenheit von Teamgründungen, die heute, spätestens seit den Erfolgen beispielsweise von HewlettPackard, Apple oder SAP, stark beachtet werden, liefern wertvolle Anregungen für die Ausrichtung von Gründerteams.
"Selbständigkeit hat gegenwärtig viele Gesichter", schreibt Andrea Jansen und meint die vielen "atypischen" Unternehmer, die sich häufig ohne finanziellen Rückhalt und trotz schwieriger sozialer Startbedingungen eine Kleinstunternehmung aufbauen. Jansen untersucht "werdende Gründer" und Selbständige im Haupt- und Nebenerwerb. Dafür zieht sie zehn deutsche Regionen heran. Daß die steigende Beliebtheit der Selbständigkeit als Zu- und Nebenerwerb ("Die Tätigkeit macht mir Spaß" als wichtigstes Gründungsmotiv) auch gesellschaftspolitisch nicht ignoriert werden darf, beweist die Untersuchung von Michael-Burkhard Piorkowsky (Universität Bonn). Inwieweit aus diesen "freischwebenden" Tätigkeiten irgendwann auch Selbständigkeiten im Haupterwerb entstehen werden, kann allerdings nur mit Hilfe von Längsschnittuntersuchungen als Teil einer gesellschaftlichen Dauerbeobachtung festgestellt werden. Josef Mugler (WU Wien) rückt die Bedeutung der Kleinstunternehmen (bis neun Beschäftigte) für Europa ins rechte Licht. Ihre Zahl nimmt ebenso wie die von ihnen neu geschaffenen Arbeitsverhältnisse stetig zu. Das europäische Problemkind sind nach Mugler die mittleren Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte): Sie kämpfen ohne Lobby gegen behördliche Machtausübung auf Märkten, die für sie als Nischen entweder zu klein oder als integrierte Märkte zu groß sind.
In drei Beiträgen wird das Verhältnis zwischen Entrepreneurship und Innovationen ausgeleuchtet. Axel Faix legt den Unternehmensgründern nahe, ihre Organisation schon von Beginn an auf Marktorientierung auszurichten. Zwei Autorengruppen greifen die Funktion sozialer und kooperativer Netze auf. Die Gründungsuntersuchung von Erich Schwarz (Universität Klagenfurt) belegt unter anderem die unaufhörliche Tertiärisierung der österreichischen Wirtschaft. Die Rolle der Hochschulen im Technologietransfer zu "Start-ups" steht im Mittelpunkt eines weiteren Beitrags. Den Schlußpunkt setzt Klaus Anderseck. Er wendet sich dagegen, die akademische Lehre mit der Vermittlung praktischer Fähigkeiten zu vermischen, und plädiert für ein duales Prinzip in der Ausbildung künftiger Unternehmensgründer mit getrennten Lernorten und Zuständigkeiten.
Dem jungen Fach Entrepreneurship ist dringend zu wünschen, daß es vom Rumpelstilzchen-Effekt verschont bleiben möge: Je mehr man darüber spricht, schreibt und forscht, desto mehr könnte sich sein Zauber verflüchtigen, und desto größer würde der Bogen, den die Menschen um das Unternehmertum machen. Dessen Funktion als Motor für Wachstum und Wohlstand wäre dann wohl ernsthaft in Frage gestellt.
HEINZ K. STAHL
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