Jörg H. Trauboth, international tätiger Krisenmanager und ehemaliger Generalstabsoffizier der Luftwaffe, Notfallseelsorger und gefragter Experte, hat mit "Jakobs Weg" seinen vierten Roman auf den Weg gebracht, in dem er sich dem Thema der "sexualisierten Gewalt an Kindern" beschäftigt. Die in der
Presse immer wieder nur kurz auftauchenden Schlagzeilen über Pädophile und die Tatsache, dass die…mehrJörg H. Trauboth, international tätiger Krisenmanager und ehemaliger Generalstabsoffizier der Luftwaffe, Notfallseelsorger und gefragter Experte, hat mit "Jakobs Weg" seinen vierten Roman auf den Weg gebracht, in dem er sich dem Thema der "sexualisierten Gewalt an Kindern" beschäftigt. Die in der Presse immer wieder nur kurz auftauchenden Schlagzeilen über Pädophile und die Tatsache, dass die herrschende Corona-Pandemie mit häuslicher Isolation zu vermehrtem Missbrauch führt, machen es wichtig, sich mit diesen Problemen genauer auseinanderzusetzen.
Trauboth hat, um das Thema "lesbarer" zu machen und so einer breiteren Masse zuzuführen, als Genre hier nicht das Sachbuch, sondern den Krimi gewählt. Dabei vermag er es geschickt, zahlreiche Fakten und wichtige Informationen in den Text einzuarbeiten und dem Leser so auf leichte Art eine Menge an Fachwissen zu vermitteln. Gleichzeitig gelingt es ihm, die Grausamkeit der sexualisierten Gewalt oftmals nur so anzureißen, dass die Perversitäten nicht ausgeschlachtet werden, sondern sich Handlungen oftmals nur im Kopf des Lesers abspielen, der hier nicht zum Voyeur wird und das Grauen nicht bis ins kleinste Detail nachlesen muss. Doch auch so lief es mir bei der Lektüre immer wieder kalt den Rücken hinunter und der "Mord an der Seele" der Kinder macht mich sprachlos. Deutlich wird, wie aus Opfern später selbst Täter werden, welches Geschäft hinter dem Grauen steht und mit welchen großen Problemen die Polizei bei der Aufklärung der Verbrechen zu kämpfen hat.
Am Ende wendet sich Trauboth noch in einer persönlichen Angelegenheit an die Leser und erläutert seine Motivation als Autor für dieses Buch, mit dem er das Thema des Missbrauchs aus der Tabuecke herausholen will sowie Menschen aufrütteln und animieren, genau hinzuschauen - was ihm interessanterweise schon mit dem Cover gelingt, das, neben dem Titel, den gelben Pfeil des Jakobsweges auf einer rauen Baumrinde zeigt. Überaus gelungen! Ergänzend gibt es am Ende auch noch konkrete Informationen für Erste Hilfe und Anlaufstellen, was das Buch absolut abrundet.
Trauboth hat ausnehmend gut recherchiert und sich in das Thema nicht nur sachlich, sondern auch mitfühlend eingearbeitet und nimmt den Leser mit.
Trotz der vielen Sachinformationen ist der Krimi spannend von Anfang bis Ende und ein wahrer Page-Turner, den ich nicht aus der Hand legen wollte. Viele Fragen ergaben sich und beschäftigten mich lange mitzurätseln nach Tätern und Motiven und mitzufiebern mit dem Gelingen der Operation bis zu einer überraschenden Wendung am Schluss.
Ich bin sehr glücklich, dass dieser Krimi zu einem ruhigen und doch einigermaßen glücklichen Ende findet, so dass ich mit Hoffnung in die Zukunft blicken kann und mich keine Albträume plagen.
Wieder einmal mehr hat sich der Autor intensiv mit seinen Figuren auseinandergesetzt und erweckt diese vor den Augen des Lesers zum Leben. Ihr Handeln ist authentisch, sie sind mehrdimensional und ihr Schicksal bewegt in jeder Richtung - und das auch, wenn man sie nicht unbedingt mögen muss.
Last not least ist auch das Setting von besonderer Bedeutung und ergibt ein drittes Genre, das genannt werden muss neben Krimi und Sachbuch: Der Reiseführer. Durch die intensive Beschäftigung mit den Etappen des Camino Francés (sehr schön dazu auch die Grafik am Anfang des Buches) habe sogar ich Lust bekommen, auf dem Jakosweg zu pilgern und viele Eindrücke zu erwandern.
Für mich ergibt sich hieraus eine klare 5-Sterne-Bewertung, denn dieses Buch ist absolut herausragend und ich kann die Lektüre einfach nur klar empfehlen: Bitte unbedingt lesen und Konsequenzen ziehen!!!
Allerdings möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen für Missbrauchsopfer, selbstverletzendes Verhalten, suizidale Gedanken u.a.