Das Reisen in Japan wird zunehmend unangenehm. Es sind 10-mal mehr Touristen im Land, seit ich vor 15 Jahren zum ersten Mal da war, die Bewegungsfreiheit hat sich leider immer weiter eingeschränkt und die Transportpreise sind geradezu explodiert. Mittlerweile sind die touristischen Hotspots so
unerträglich überlaufen, dass ich sie konsequent meide und man muss wirklich nach alternativen…mehrDas Reisen in Japan wird zunehmend unangenehm. Es sind 10-mal mehr Touristen im Land, seit ich vor 15 Jahren zum ersten Mal da war, die Bewegungsfreiheit hat sich leider immer weiter eingeschränkt und die Transportpreise sind geradezu explodiert. Mittlerweile sind die touristischen Hotspots so unerträglich überlaufen, dass ich sie konsequent meide und man muss wirklich nach alternativen Sehenswürdigkeiten suchen, um keinen Reisekoller zu bekommen.
Das Routen-Reisebuch von Falk Schäfer kann da eine echte Hilfe sein. Es verbindet Ziele im ganzen Land mit interessanten Streckenführungen, die die landschaftliche Vielfalt berücksichtigen. Insgesamt 10 Touren werden vorgestellt, von 4 Tagen bis 4 Wochen Dauer, die meisten davon als Rundtouren konzipiert, oder man kombiniert Teilstrecken an geeigneten Umsteigeknoten. Die thematischen Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich, angefangen bei der klassischen Tokyo-Kyoto-Osaka-Tour bis hin zu einer spannenden Reise rund um Honshu inklusive Abstecher nach Shikoku, die auch erfahrene Japankenner begeistert. Es gibt Spezialtouren durch Kyushu, Okinawa und Hokkaido und eine etwas sportliche Wellness-Tour.
Die Routen werden zwar mit seitengroßen Karten illustriert, aber dort sieht man nur bunte Punkte, kaum einmal einen Städtenamen. Da machen die Karten praktisch keinen Sinn. Kurze Angaben zum Transport zwischen den Stationen und eine touristische Kurzbewertung ergänzen das Kartenmaterial.
Im nächsten Abschnitt werden dann die Ziele im Detail vorgestellt. Die Auswahl der Sehenswürdigkeiten richtet sich vor allem an Japan-Neulinge, mit den absoluten „must have seen“-Zielen. Städte wie Kyoto oder Tokyo sind auch einfach zu groß, um sie in einem solchen Kontext ausreichend zu beschreiben. Es fehlen z. B. innerstädtische Karten, aber es gibt Informationen zu nahen U-Bahn-Stationen und manchmal zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Die wenigen empfohlenen Hotels und Restaurants haben wirklich nur exemplarischen Charakter.
Sehr interessant ist das Kapitel „Japan inside“, das durchaus auch kritische Töne anschlägt, indem es den oftmals naiven japanischen Nationalismus und die „Pseudo-Diversität“ anspricht. Für Touristen machen viele japanische Verhaltensweisen das Reisen im Land sehr angenehm, für Menschen, die dauerhaft dort leben, können sie dagegen mehr als nervtötend sein. Falk Schäfer hat vier Jahre in Japan gelebt. Ebenfalls einen guten ersten Überblick geben die Eingangskapitel mit grundlegenden Informationen zur Infrastruktur, Transport und Unterbringung in Japan.
Der Routenplaner ist aus meiner Sicht ein gutes Werkzeug, um von zu Hause eine (Rund)Reise zu planen. Vor Ort hilft das Buch wenig, denn dafür gehen die Informationen an den Zielorten nicht genügend in die Tiefe. Nicht alle „Geheimtipps“ der Einzeltouren würden es auf meine persönliche Empfehlungsliste schaffen (den Großteil kenne ich persönlich), aber sie sind zumindest gute Übergangsstationen. Die Zeitplanung ist mir insgesamt etwas zu knapp bemessen, wenn man wirklich „eintauchen“ will. Alleine für Kyoto braucht man mindestens eine Woche. Als Daumenregel würde ich alle Zeitangaben mit 1,5 multiplizieren, wenn es nicht hektisch werden soll.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)