Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Literaturtheorien in exemplarischen Beispielen, Sprache: Deutsch, Abstract: „Was, wenn die Urenkel der Nihilisten längst ausgezogen wären aus dem staubigen Devotionalienladen, den wir unsere Weltanschauung nennen?“ fragt Juli Zeh in der Vorrede ihres kurz nach der Jahrtausendwende erschienenen Romans „Spieltrieb“; was wäre, „wenn ihnen Bibel, Grundgesetz und Strafrecht nie mehr gegolten hätten als Anleitung und Regelbuch zu einem Gesellschaftsspiel?“ . Ausgehend von diesem Gedankenexperiment entwirft Juli Zeh die Geschichte zweier abgeklärter Jugendlicher, Ada und Alev, welche ein „ungeheuerliches“ Spiel um ihren Deutschlehrer polnischer Herkunft, Smutek, herum, konstruieren. Die zahlreichen Verweise auf die Philosophie Nietzsches werden im weiteren Verlauf des Romans expliziter und sollen im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit durch die Untersuchung relevanter Kapitel aus dem „Zarathustra“ herausgearbeitet werden. Hierbei stehen mehrere Leitfragen im Vordergrund. Zunächst soll geklärt werden, inwieweit die Bezeichnung „Urenkel der Nihilisten“ auf Ada und Alev – und auf ihre Generation – zutrifft. Sind Ada, Alev und ihre Zeitgenossen tatsächlich in einem wertfreien Vakuum aufgewachsen, oder zeugt die Bezeichnung ihrer selbst als „Urenkel der Nihilisten“ vielmehr von dem Wunsch, kühl, abgeklärt und völlig rational zu erscheinen, um sich keine Blöße vor anderen zu geben? Weiterhin soll untersucht werden, ob die beiden - anfänglich eher labilen - Persönlichkeiten Ada und Smutek sich im Verlauf der Erzählung zu Charakteren mit mehr Eigenverantwortung und –initiative entwickeln und in welcher Relation Alev zu dieser Entwicklung steht. Friedrich Nietzsche lässt den Einsiedler Zarathustra in seinem gleichnamigen Werk nach einer langen Periode des einsamen Nachdenkens von einem Berggipfel zu den Menschen ins Tal hinabsteigen, um die Lehre des Übermenschen zu verkünden. Der Übermensch ist „freien Geistes und freien Herzens“ , ein Mensch, „[weggelockt] von der Heerde“ , ein Freidenker, der selbstverantwortlich handelt und Neues schafft. Ist bei Ada und ihrem Lehrer Smutek eine „Verwandlung“ vom bloßen „Herdentier“ hin zum Übermenschen – bei Nietzsche oft verglichen mit einem „spielenden Kind“ – erkennbar? Um die Fragestellung angemessen beantworten zu können, sollen zunächst die für den zu untersuchenden Text relevanten Passagen aus dem Werk Friedrich Nietzsches vorgestellt und erläutert werden, bevor zu der Charakterisierung Adas, Alevs und Smuteks übergegangen wird.