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Ein außergewöhnliches Leben zwischen Israel und Deutschland Seine Eltern lernten sich am Bauhaus in Dessau kennen und flohen 1935 nach Palästina, in der verzweifelten Hoffnung, einst in die Heimat zurückzukehren. Tom Segev, 1945 in Jerusalem geboren, verlor den Vater im ersten arabisch-israelischen Krieg. Er und seine Mutter blieben daraufhin in Israel, doch sein deutsches Erbe sollte Segev nicht mehr loslassen. Seit nunmehr über 50 Jahren gehört der Publizist und Historiker zu den aufmerksamsten und klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte, seine Bücher, allen voran "Die…mehr

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Produktbeschreibung
Ein außergewöhnliches Leben zwischen Israel und Deutschland Seine Eltern lernten sich am Bauhaus in Dessau kennen und flohen 1935 nach Palästina, in der verzweifelten Hoffnung, einst in die Heimat zurückzukehren. Tom Segev, 1945 in Jerusalem geboren, verlor den Vater im ersten arabisch-israelischen Krieg. Er und seine Mutter blieben daraufhin in Israel, doch sein deutsches Erbe sollte Segev nicht mehr loslassen. Seit nunmehr über 50 Jahren gehört der Publizist und Historiker zu den aufmerksamsten und klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte, seine Bücher, allen voran "Die siebte Million", machten ihn international bekannt. Streitbar und leidenschaftlich, mit Ironie und Wärme erzählt Tom Segev sein Leben, vom Karrierebeginn in Jerusalem bis zum Ende der DDR, von seinen Begegnungen mit Markus Wolf und Nelson Mandela, Fidel Castro, Mutter Teresa und Hannah Arendt, Willy Brandt und Günter Grass. Bewegend beschreibt er, wie er sich auf der Suche nach dem Verständnis der deutschen Identität auch mit den historischen Lasten Israels konfrontiert sah, und wie er sein Glück schließlich in Äthiopien fand. Segev ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der dabei indes auch heiklen und umstrittenen Themen nicht ausweicht. Ein überragendes Zeitzeugnis voller Optimismus - und ein großes Lesevergnügen.

Mit zahlreichen Abbildungen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Tom Segev ist Historiker und einer der bekanntesten Journalisten Israels, dessen Bücher alle weltweit große Beachtung finden. Seine Eltern flohen 1935 aus Deutschland nach Palästina. Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem geboren und gehört seit über 50 Jahren zu den klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte. In Deutschland wurde er durch sein Buch »Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung« (1995) bekannt. Für »Es war einmal ein Palästina« (2005) wurde er mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm bei Siedler seine viel gerühmte Geschichte des Sechstagekrieges »1967. Israels zweite Geburt« (2007), »Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates« (2008), die Biografie »David Ben Gurion. Ein Staat um jeden Preis« (2018) sowie seine Lebenserinnerungen »Jerusalem Ecke Berlin« (2022). Segev lebt in Jerusalem.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Jens Schneider empfiehlt die Erinnerungen des israelischen Historikers und Journalisten Tom Segev. Dass Segev mit seinen Bekanntschaften von Teddy Kollek bis Hannah Arendt nicht prahlt, sondern von ihnen ohne Eitelkeit berichtet, wenngleich eindringlich und farbig, findet Schneider bemerkenswert. Lehrreich scheint ihm der Umgang des Autors mit der eigenen Erinnerung, der gegenüber er stets Skepsis bewahrt, wie Schneider feststellt. Als "leidenschaftlicher Sucher und Erzähler" von Geschichten begegnet ihm Segev in diesem Buch und als mutiger Zweifler, der die Hoffnung nicht aufgibt, wenn er als junger Mann Deutschland bereist und unerschütterliche Nazis interviewt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2023

Wenn Gedächtnis auf Realität trifft
Die Geschichte einer Familie seit dem frühen 20. Jahrhundert - in Deutschland und Israel

Man müsse entweder verrückt oder Zionist sein, um sich im Land Israel niederzulassen. So soll Großvater Emils Reaktion gelautet haben, als er zusammen mit seiner Frau in das damalige Palästina gereist war. Der Berliner Unternehmer spielte mit dem Gedanken, seine Damenhutfabrik in die Levante zu transferieren. Die Nationalsozialisten würden die deutsche Wirtschaft ruinieren, das war die Befürchtung Emil Schwerins, eines in Kattowitz geborenen jüdischen Deutschen. Vor Ort ließ er die Idee jedoch offenbar rasch wieder fallen und fuhr "mit dem erstbesten Schiff" zurück in die Heimat: in "Hitlers Berlin".

Seine Hoffnung, dort werde sich schon alles irgendwie regeln, die Nazis seien eine vorübergehende Erscheinung, ging aber nicht in Erfüllung. 1938 verkaufte Schwerin die Fabrik unter Druck, und kurz vor der Pogromnacht floh das Ehepaar nach Portugal. Schließlich landeten sie doch wieder in Palästina, wohin mittlerweile ihr Sohn Heinz mit seiner Frau ausgewandert war. Auch Heinz und Ricarda Schwerin fremdelten. Ricarda berichtete einer Freundin in ihrem ersten Brief, es gebe "viel geschrei, viel dreck und gestank und viele araber, die wirklich so angezogen sind wie auf den bildern in 1000 und eine nacht". Immerhin sei Tel Aviv "eine saubere, fast europäische stadt, nette moderne häuser, viele vergnügte junge menschen und gute geschäfte, in denen es alles zu ganz annehmbaren preisen zu kaufen gibt".

Dieser Brief, der ihm während der Recherchen zu seiner Familiengeschichte in die Hände gefallen sei, habe ihn überrascht, schreibt Tom Segev. Denn er selbst - der Enkel des Hutunternehmers Emil und Sohn von Heinz und Ricarda Schwerin - sei mit anderen Geschichten aufgewachsen. In einem späteren Brief schrieb sie, wer hier Geschäfte machen wolle, solle "auf jeden fall wegbleiben. die griechen betrügen die araber, die araber die juden und die sich selber. das ist nicht etwa ein antisemitischer witz, sondern tatsache."

Tom Segev hat ein sehr persönliches Buch vorgelegt, das auf verschiedenen Ebenen interessant ist. Der linksliberale israelische Journalist und Historiker ist auch in Deutschland bekannt, vor allem als Autor umfangreicher Bücher zur Geschichte Israels und Palästinas im 20. Jahrhundert. Darin zeichnet er beeindruckende Zeitpanoramen. Segev arbeitet viel mit autobiographischen Quellen: Briefen, Tagebüchern, Aufzeichnungen. In "Jerusalem Ecke Berlin" tut er das ebenfalls - da es um die eigene Lebensgeschichte geht, kommen jedoch die eigenen Erinnerungen hinzu. Und auf einmal beginnt manches zu verschwimmen. Schon die erste Anekdote des Buchs erweist sich als zweifelhaft: Hatte der acht Jahre alte Thomas tatsächlich Anfang der 1950er Jahre im Niemandsland zwischen Ost- und Westjerusalem versehentlich die Teilungslinie überquert und war auf die jordanische Seite gelangt, weil er und ein Freund einem Esel nachliefen? Sein Gedächtnis sagt es ihm so - in einem damaligen Zeitungsbericht steht es aber etwas anders - und sein Freund Avremale hat den Vorfall Jahre später nochmals anders in Erinnerung.

Die Unzuverlässigkeit der Erinnerung zieht sich als roter Faden durch die "Erinnerungen". Immer wieder stellt Segev vermeintlich selbst Erlebtes infrage, aber auch Berichte etwa seiner Mutter werden kritisch durchleuchtet. So entfaltet er die Geschichte seiner Familie seit dem frühen 20. Jahrhundert. Deutsch-jüdische Biographien zwischen Weimarer Republik, NS-Herrschaft und dem zionistischen Aufbauwerk in Palästina sind oft per se eine interessante Lektüre. Im Fall Segevs ist vor allem die Mutter Ricarda eine faszinierende Figur. Die Eltern, beide kommunistisch gesinnt, hatten sich am Bauhaus kennengelernt. Sie war eine talentierte Fotografin - ein bekanntes Porträt Hannah Arendts stammt von ihr. In Jerusalem fühlte Ricarda, die keine Jüdin war, sich lange Zeit fremd. Segev gelingt es gut, die Perspektive vieler aus Deutschland geflohener Einwanderer einzufangen, die mit dem Zionismus nicht viel am Hut hatten oder sich aus anderen Gründen als Außenseiter sahen. Auch sein Vater Heinz: Nach dem Kriegsende schrieb er an einen Freund in Berlin, sie wollten zurückkehren.

Wie so viele blieben sie aber im jungen Israel. Heinz starb bald - auch das ein Vorfall, dessen Details sich in der Rückschau als unklar erweisen. Das zwiespältige Verhältnis zum jüdischen Staat setzte sich im Leben des Sohns Thomas fort. Zu Hause, mit der Mutter, sprach er Deutsch, auf der Straße meist Hebräisch. Wie nicht wenige hebräisierte er später seinen Nachnamen, um israelischer zu werden: Aus Thomas Schwerin wurde Tom Segev. Früh entwickelte er Interesse am Journalismus, an Zeitgeschichte - und, während des Eichmann-Prozesses, an den Einstellungen führender Nationalsozialisten. Darüber sollte er später in Deutschland forschen und promoviert werden.

Das Verhältnis zwischen Deutschen, Israel, Nationalsozialismus und Judentum bildet den zweiten Schwerpunkt, um den das Buch kreist. Während seiner Zeit als Deutschlandkorrespondent der Zeitung "Maariv" in den 1970er Jahren habe er gefunden, dass das Leben der Deutschen mit ihrer Vergangenheit "auch viele Jahre nach Kriegsende immer noch die wesentliche Geschichte war", schreibt Segev. "Die Vergangenheit stand im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte bei ihnen, bildete den Kern ihrer Identität." Später begann er sich auch für die Bedeutung der Schoah in Israel zu interessieren. Zu einer Reise von Schülern zu den Vernichtungslagern in Polen, die er begleitete, notiert Segev, das Erziehungsministerium "wollte die Schüler zu einer national-religiösen Katharsis bringen, verbunden mit dem wiederholten Schwur, den Staat Israel und seine Streitkräfte stets zu verteidigen, da die Seelen der Toten dies befahlen". Dies habe die veränderte Einstellung der Israelis zum Holocaust und zu sich selbst gezeigt: "Der Traum vom 'neuen Juden', den der Zionismus im Land Israel einst schaffen wollte, war mit der Zeit verblasst; die Israelis entdeckten sich als Juden."

Gegenüber diesen Ausführungen fällt der damit verschränkte journalistische Werdegang Segevs etwas ab. Ungeachtet unterhaltsamer Schilderungen etwa von Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Hannah Arendt, David Ben-Gurion oder Helmut Schmidt fehlt es bisweilen an Stringenz. So kommt auch die zutiefst persönliche Wendung, die das Buch im letzten Fünftel nimmt, recht überraschend - aber das war sie auch für Segev selbst. Der distanzierte Chronist, den ein ehemaliger Mitschüler schon als Kind als "verletzend bissig und zynisch" in Erinnerung hatte, wird auf ungewöhnliche Weise Vater. Als Segev Jahre später seinen Sohn einmal fragt, ob er nicht im Ausland leben wolle, erwidert dieser, er wolle "nie mehr ein Immigrant sein. 'Deine Eltern waren Immigranten. Das hat dein ganzes Leben beeinflusst und ist dir noch heute anzumerken.'" Segev stimmt zu, kommt aber zu dem Schluss, auch seine "begrenzte Zugehörigkeit" sei einer der Gründe dafür, dass er an Israel mehr liebt als ihm missfällt. CHRISTIAN MEIER

Tom Segev: "Jerusalem Ecke Berlin". Erinnerungen.

Siedler Verlag, München 2022. 416 S., 32,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Buch voller Schmerz und Dankbarkeit, geschrieben mit Weisheit und Witz.« Deutschlandfunk Kultur