Auszug: Es ist fraglos, daß unter den dichtenden Frauen aller Zeiten Selma Lagerlöf den allerersten Rang einnimmt. Das ist vielleicht kühn gesagt ? aber es ist darum nicht weniger richtig. Von Sappho angefangen, deren Ruhm bis in unsre Tage stets mehr der Person als ihrem Werke galt, finden wir nicht eine Frau, die in solcher Weise reiche und große Kunst schuf, wie die geniale Tochter Upsalas. Von allen Dichterinnen bis zum neunzehnten Jahrhundert wird heute überhaupt keine mehr gelesen, und die schreibenden Damen dieses Jahrhunderts sind auch zum größten Teile längst, und mit Recht, vergessen. Die Frau de Staël verdankt ihren Ruf viel mehr ihren Abenteuern als ihren Werken, dasselbe gilt von der romantischen Gräfin Hahn-Hahn und der schönen und geistreichen Freundin Mussets, Georges Sand. Der Ruf der Beecher-Stowe, der Verfasserin von »Onkel Toms Hütte«, beruht auf dem Zufallswerte, daß ihr sentimentaler Roman zeitlich mit der Sklavenemanzipation der Südstaaten und dem zum Teil sich darum drehenden nordamerikanischen Bürgerkriege zusammenfiel. So bleiben am Ende nur Elisabeth Barrett-Browning und ? vielleicht ? die Droste-Hülshoff, deren dichterische Schöpfungen einen bleibenden Wert haben.
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