In welchem Tempo hat Johann Sebastian Bach seine eigenen Musikstücke gespielt und aufgeführt? Das Buch gibt eine Antwort darauf - erstmals ausschließlich auf der Grundlage von Bachs eigenen Aussagen, nämlich den Partituren seiner Kompositionen. Die Analyse von Bachs Werken zeigt, dass sich jede Komposition einem Satztypus zuordnen lässt, der wiederum in Verbindung zu absolut fixierten Tempostufen steht. Bei den Goldberg-Variationen sah Bach als Dauer der Aria und der 30 Variationen mit allen Wiederholungen genau 90 Minuten vor, geteilt in zwei Hälften von je 45 Minuten. Für Musiker, Musikwissenschaftler und Komponisten bietet dieses Buch einen einmaligen Einblick in Bachs Kompositionswerkstatt: Die Goldberg-Variationen belegen sein kompositorisches und formales Denken sowie die sorgfältige Anlage seiner Werke in genauen zeitlichen Dispositionen und gewähren zugleich Einblick in seine eigene Aufführungspraxis. Zusätzlich zur Analyse der einzelnen Stücke werden die Goldberg-Variationen in den politischen und gesellschaftlichen Kontext ihrer Entstehung eingeordnet. Dadurch erhält der Leser nicht nur Einblick in das kompositorische Denken Johann Sebastian Bachs, sondern auch in Beziehungen, die er zu führenden politischen Persönlichkeiten seiner Zeit unterhielt.