Können Christen in der antiken Polis gemäß ihrem Glauben leben? Dieser Frage stellten sich die Kirchenväter immer wieder. Eine besonders prominente Stimme in dieser Diskussion war die des Johannes Chrysostomos (ca. 349-407), der in zwei der bedeutendsten Metropolen seiner Zeit, in Antiochia und Konstantinopel, wirkte. Johannes zählt zu den schärfsten Kritikern des urbanen Lebens in der Spätantike, vor allem der Theaterdarbietungen und Vergnügungen. Gleichzeitig musste er seinen Gemeinden Möglichkeiten aufzeigen, wie Christen den reinen Glauben in der Stadt bewahren und nach außen demonstrieren konnten. Jan R. Stenger untersucht das Bild des städtischen Raumes, das der Kirchenvater dabei entwarf, und die rhetorischen Strategien, mit denen er die Christianisierung und Humanisierung der klassischen Polis zu erreichen suchte. Er zeigt, dass die Stadt eine der zentralen Kategorien in Johannes' Theologie und Ansatzpunkt für die Verwirklichung einer christlichen Gesellschaft ist. Geboren 1972; 2003 Promotion in Klassischer Philologie an der Universität Kiel; 2008 Habilitation an der Universität Kiel; 2008-12 Juniorprofessor für Klassische Philologie an der FU Berlin; seit 2012 MacDowell Chair of Greek an der Universität Glasgow.
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