Eine Seminararbeit, die sich einem der herausragenden Charaktere des Neuen Testaments widmet, steht am Anfang vor im wesentlichen zwei Überlegungen: innerhalb welcher Darstellung - gesetzt, es gibt derer verschiedene - nimmt der Leser die portraitierte Figur aus welchen Gründen wahr und wodurch ragt sie generell und im allgemeinen aus ihrem Kontext heraus. Bei der Frage nach der Darstellung hat es sich diese Arbeit zum Ziel gemacht, das Bild Johannes des Täufers aus der landläufig "Logienquelle" genannten, bis dato allerdings noch nicht erwiesenen Q-Hypothese herauszuarbeiten, um es aus zweierlei Richtungen zu befragen: auf welchem Fundament steht die sogenannte "Logienquelle" und worin liegen die bis heute begründeten Zweifel an ihrer Voraussetzung? Denn es ist keineswegs so, wie der Erlanger Neutestamentler P. Pilhofer in seinem Repetitorium - sicherlich stark verkürzt - gleich im ersten Satz seiner Darstellung den Studierenden Glauben machen will: "Wenige Probleme der neutestamentlichen Wissenschaft sind in so überzeugender Weise gelöst worden wie die synoptische Frage". Vielmehr muß man Pilhofer schon nach einer kursorischen Sichtung der gegenwärtigen Forschungsliteratur wenigstens die Ermunterung M.S. Goodacres entgegenhalten, daß aus seiner Sicht "students who were introduced to Q at an early stage in their university education might enjoy hearing news of a different view. The brighter students, those with inquiring minds, will no doubt enjoy examining the evidence to see whether the Q hypotheses is indeed the best opinion, or whether this might be an occasion for using Occam's Razor". Also wird sich diese Arbeit darum bemühen, im Spannungsbogen Pilhofer - Goodacre auf der anderen Seite ein möglichst genaues Bild des jüdisch-christlichen Propheten par excellence mit "für die Entstehung des Christentums [...] entscheidender Bedeutung" zu zeichnen, um Johannes dem Täufer, in dem die Kirche vielleicht sogar das personifizierte Kontinuum von Altem und Neuen Testament erblicken kann, "in bei Matthäus und Lukas sich über Markus hinaus gleichenden Darstellungen" gerecht zu werden. Denn es muß bei aller Kritik an "Q" wunder nehmen, wie wichtig den beiden Evangelisten diese Tradition war, so daß sie sich vielleicht unerwartet stark bei sowohl Mt als auch Lk mit frappierenden Ähnlichkeiten niederschlägt. Daß dies kein Zufall sein kann und also einer genauen Betrachtung bedarf, soll die hermeneutische Grundlage und Prämisse dieser Arbeit sein.
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