Mit seiner "Theorie der Gerechtigkeit" legte der Amerikaner John Rawls (1921-2002) einen monumentalen Entwurf vor, an dem sich zahlreiche Debatten entzündeten, nicht zuletzt die zwischen Kommunitaristen und Radikalliberalen. Wolfgang Kersting legt in dieser Einführung die gedankliche Substanz von Rawls' Theorie frei. Er macht die Herausforderung deutlich, die in Rawls' Überlegungen steckt, und diskutiert die Differenzierungen und Veränderungen, die Rawls in seinen letzten Lebensjahren an seinem großen Entwurf vorgenommen hat. Durch die Darstellung der Wirkung von Rawls' Gerechtigkeitstheorie entsteht ein nuanciertes Bild der politisch-philosophischen Denkströmungen der Gegenwart.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karl-Heinz Nusser sieht in dem neuaufgelegten Einführungsbändchen zu "John Rawls" "viel mehr als eine Einführung". Der Leser erfahre in der Einleitung , warum die politische Philosophie im 20. Jahrhundert zu einem Stillstand gekommen sei und inwieweit Rawls Theorie ihre Fragestellungen wieder neu belebt habe. Der Kritiker lobt, dass man über die Weiterentwicklung und die Ausweitung der "innerstaatlichen Gerechtigkeitskonzeption" von 1971 zu einer zwischenstaatlichen Gerechtigkeitstheorie informiert werde. Der Autor sieht in Rawls aufgrund seines eigenen liberalen Denkens vor allen Dingen einen "Vertragstheoretiker" und betont, so Nusser, die Einflüsse von Thomas Hobbes und Immanuel Kant. Bedauerlich sei, dass die Bezüge zu Jean-Jacques Rousseau oder Karl Marx nicht berücksichtigt seien. Wenn man etwas über Rawls' Beziehung zu Nozick oder den Kommunitaristen erfahren wolle, müsse man auf die frühere Auflage zurückgreifen. Gut sind sie beide, meint Nusser.
© Perlentaucher Medien GmbH
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