Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Veranstaltung: Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“, Sprache: Deutsch, Abstract: „Einst hatte Joseph einen Traum. Als er ihn seinen Brüdern erzählte, hassten sie ihn noch mehr. Er sagte zu ihnen: Hört, was ich geträumt habe. Wir banden Garben mitten auf dem Feld. Meine Garbe richtete sich auf und blieb auch stehen. Eure Garben umringten sie und neigten sich tief vor meiner Garbe. [...] Und sie hassten ihn noch mehr wegen seiner Träume und seiner Worte. / Er hatte noch einen anderen Traum. Er erzählte ihn seinen Brüdern und sagte: Ich träumte noch einmal: Die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich tief vor mir.“1 Diese Träume aus der biblischen Geschichte von Joseph und seinen Brüdern sind zum großen Anteil der Auslöser für den Verlauf von Josephs weiterem Schicksal. Die Provokation seitens Joseph führt dazu, dass seine Brüder ihn in die Grube werfen bzw. an die ziehenden Ismaeliter verkaufen, die ihn nach Ägypten führen. Natürlich sind die Träume nur das letzte Glied einer langen Kette von Demütigungen, die die Brüder zu ertragen hatten. Aber schon allein deswegen ist es interessant, diese „Prophezeiungen Josephs“ genauer zu untersuchen. In Thomas Manns Roman kommt zudem noch ein weiterer Traum hinzu, der den zwei Träumen der Bibel vorgeschaltet ist: Der Himmelstraum. Das Anliegen dieser Hausarbeit wird sein, Josephs Träume in Zusammenhang mit seinem Hochmut zu setzen und somit zu untersuchen, welche Rolle diese im Verlauf seines weiteren Lebens spielen. Vor allem werde ich im ersten Teil auf den von Thomas Mann hinzugefügten Traum eingehen, da er genau das Bild widerspiegelt, welches Joseph von sich selber hat, bevor er in den Brunnen geworfen wird. Zudem ist er auch Ausgangspunkt für die Thematik der Beziehung des Künstlers mit seiner Umwelt, welche den ganzen Roman durchzieht und auch für die Identifikation Thomas Manns mit Joseph entscheidend ist. Joseph als asozialer Narziß muss lernen, seinen Egoismus dahingehend abzulegen, als dass er sich in ein bestimmtes soziales Gefüge einordnen muss. Diese Problematik wird zweiten Teil der Hausarbeit behandelt, vor allem ihre Verbindung zu den von Joseph geträumten Träumen. Des weiteren wird darauf zu achten sein, wie auf die Träume zurückgeblickt wird und in welcher Hinsicht sie für die individuelle Entwicklung Josephs entscheidend sind.