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Die drei von der Tankstelle: Wolf Haas liest in Frankfurt aus seinem Roman "Junger Mann".
Von Florian Balke
Bei uns im Bad hing ein Garfield-Cartoon, in dem der Kater einen seiner vielen Zweikämpfe mit der Waage ausfocht. Auseinandersetzungen, die er im Gegensatz zu denen mit seiner heißgeliebten Lasagne stets verlor. Nur diesmal nicht. Nachdem ihm die Waage zusätzlich zur Zählung der Pfunde einmal mehr ein paar ausgesucht demütigende Scheußlichkeiten an den Kopf geworfen hat, steigt Garfield mit sehr spitzen Spikes zurück auf die Waagfläche. Und wer jault jetzt? Eben.
Der Titelheld des neuen Romans von Volker Haas tut heroisch das, wozu Garfield nie in der Lage war. Er nimmt ab. Von 93 auf 78 Kilo will sich der knapp 14 Jahre alte Aushilfstankwart in "Junger Mann" herunterhungern. Und das alles nur, weil er an der Tankstelle hinter der Windschutzscheibe Elsa gesehen hat. Die ist zwar mit Tscho verheiratet, der mit seinem Lastwagen in ferne Länder fährt und es bis nach Teheran schafft, hat aber trotzdem nichts gegen einen heftigen Flirt mit dem verliebten jungen Mann an der Zapfsäule.
Die Liebe ist eben der Treibstoff, der die Welt zusammenhält, gerade für junge Männer, die beides erst entdecken. Und an Elsas Seite wie bei Wagner der starke Lohengrin sein wollen. Das neue, im Herbst bei Hoffmann und Campe erschienene Buch von Wolf Haas, das der Autor am Dienstag im Schauspiel Frankfurt vorstellt, ist dabei endlich einmal wieder kein Kriminalroman. So wie es die zahlreichen Bestseller der Reihe um den Polizeibeamten und Privatdetektiv Simon Brenner waren, die der 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geborene Haas zwischen 1996 und 2014 vorlegte, zum Entzücken seiner Fans und zur Befriedigung der Gefühle älterer Leser, denen das Verbrechen und skurrile Männlichkeit die Welt zusammenzuhalten scheinen.
"Junger Mann" wirkt demgegenüber etwas frischer und erinnert eher an den Band "Das Wetter vor fünfzehn Jahren", der 2006 ein großer Erfolg war. Im Schauspiel Frankfurt, in dem vor zehn Jahren eine Bühnenadaption des Brenner-Krimis "Komm, süßer Tod" und ein Jahr später eine Fassung des Folgebandes "Silentium!" zu sehen war, ist Haas jetzt selbst zu hören. Und wird davon erzählen, wie der junge Mann mit Tscho auf Fahrt geht. Und was aus der Liebe wird, wenn die Zeit voranschreitet. Auch wenn die Pfunde schmelzen. Noch gibt es Karten.
WOLF HAAS
5. Februar, 19.30 Uhr, Schauspiel Frankfurt
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